Wenn Inklusion ge-WOLLT ist
Eine ganze Woche lang – vom 20. bis 27. Juni – präsentierten sie sich im Strickmantel, um auf Hörsehbehinderung aufmerksam zu machen: der Vadian in St. Gallen, der Bärenbrunnen in Bern, der Baum auf der Piazza Nosetto in Bellinzona, die Brücken, Bäume und Laternen in Lausanne Ouchy, die Stele Mensch im Tierpark Langnau, die Installation Tastende Lichter auf dem Heimplatz in Zürich und die Bäume, Brücke und der Dorfbrunnen in Monthey.
Von Nina Hug
Die Aufsehen erregende Aktion zum Tag der Taubblindheit 2021 lief unter dem Titel «WOLLEn» / «A travers les mailles» / «Attraverso le magile». Die Farbenpracht der Strickwerke zeigte: Inklusion ist möglich, wenn sie „ge-WOLLT“ ist. Mit geeigneter Unterstützung können Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit mit dabei sein – bei diesem Kunstprojekt wie auch im täglichen gesellschaftlichen Leben.
170 Quadratmeter Wolle wurden für die verschiedenen Objekte im Vorfeld verstrickt von Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit gemeinsam mit Menschen ohne Sinnesbehinderung. Insgesamt beteiligten sich 270 Strickerinnen an der Aktion, 47 davon mit Hörsehbehinderung.
Das Willensbekenntnis zu mehr Inklusion haben auch zahlreiche Politikerinnen und Politiker in den Städten unterstrichen. So eröffneten in St. Gallen beispielsweise Nationalrätin Franziska Ryser und Stadtpräsidentin Maria Pappa die Urban Art-Ausstellung WOLLEn.
Auch in Lausanne und Bern eröffneten National- und Ständeräte die Ausstellungen und verliehen der Aktion so mehr Sichtbarkeit. Rebecca Ruiz, Ständerätin des Kanton Waadt und Direktorin des Departements Sicherheit und Soziales sowie Stadträtin Florence Germond, Direktorin des Finanzdepartements sprachen zu und mit betroffenen Personen und ihren Begleitpersonen in Lausanne. Rebecca Ruiz erklärte, der Grosse Rat des Kantons Waadt habe kürzlich zwei Motionen angenommen, die eine kantonale Rechtsgrundlage fordern, damit die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den verschiedenen Aspekten und Momenten der Waadtländer Gesellschaft zu einer Selbstverständlichkeit wird. Sie freue sich über diese positive Dynamik. Die Aktion „à travers les mailles“ zeige ein „wunderbares Bild der Maschen, die wir in meiner Abteilung stricken, um das soziale und gesundheitliche Netz so dicht wie möglich zu machen.“
Alle die mitgewirkt haben, haben Grund stolz zu sein: Mit 33 Medienbeiträgen hat die Aktion eine sehr gute Medienresonanz gehabt, via Facebook und Website wurden 12500 Menschen erreicht. Und auch die persönlichen Rückmeldungen von betroffenen Menschen, Passanten und Mitstrickerinnen sind sehr positiv: Viele sind schlicht begeistert und hoch erfreut über die Urban Art und inklusive Zusammenarbeit, die entstanden ist.