Service: Hörbuch und Lesetipps 2/2019
Hörbuchtipps
Jens Sparschuhs neuer Roman «Das Leben kostet viel Zeit» folgt Titus Brose, einem Angestellten der Agentur «LebensLauf», die Biografien für Seniorinnen und Senioren verfasst. Brose besucht seine Kundschaft im Altersheim, um die Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren Leben erzählen zu lassen und die Aufzeichnungen danach geschönt in Buchform zu giessen. Der leicht zu lesende Roman besticht durch Empathie und Humor und eine ausufernde Recherche über Adalbert von Chamisso, die Brose arg ins Grübeln bringt.
Der neue Roman «Staatenlos» von Shumona Sinha erzählt die Geschichte von drei indischen Frauen. Jede erlebt auf ihre Weise die Ausgrenzung oder die Schmerzen des Exils. Die erste lebt in Paris und fühlt sich, trotz ihrem Bemühen, als Ausländerin nicht akzeptiert. Die zweite ist politische Aktivistin in Indien. Sie ist unverheiratet schwanger und wird deshalb von ihren Eltern verstossen. Die dritte ist wurzellos auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern. «Staatenlos» ist ein schonungsloser, furioser Roman, der sowohl die machistischen Verhältnisse in Indien, wie auch den alltäglichen Sexismus und Rassismus in Europa anklagt.
«Schlafende Erinnerungen» ist Patrick Modianos erstes Buch seit dem Nobelpreis 2014. Der kurze Roman handelt, von der Suche nach einer verlorenen Zeit. Die Geografie der Stadt Paris mit ihren Gesichtern und Geschichten zwischen den 60er-Jahren und heute spielt dabei eine essentielle Rolle: Auf der Suche nach seiner Vergangenheit, nach einer Zeit, in der er als junger Erwachsener vier markanten Frauen begegnete, bewegt sich der Erzähler Jean durch die Strassen der Stadt und die Zeitzonen seines Lebens.
• Sparschuh, Jens: Das Leben kostet viel Zeit
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2018. Ausleihe: DS 45244
• Sinha, Shumona: Staatenlos
Hamburg: Edition Nautilus, 2017. Ausleihe: DS 45425
• Modiano, Patrick: Schlafende Erinnerungen
Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2018. Ausleihe: DS 46030
Braille-Tipp
Der in Berlin lebende Max Beer ist ein erfolgloser Schweizer Autor und der Ich-Erzähler in Linus Reichlins neuem Roman «Manitoba ». Er ist herzkrank, die Ehe im Eimer und es wurmt ihn, dass sein Sohn als Schriftsteller erfolgreicher ist als er. Da erinnert er sich an die Geschichten über seinen Urgrossvater, «der ein Indianer gewesen sei.» Er ist also möglicherweise zu einem Achtel selber ein Indianer, ein Achtel, das ihm möglicherweise hilft, dem Mittelmass zu entrinnen. Im Wilden Westen begibt er sich auf Spurensuche und begegnet einem Indianer, dessen Sohn kein Indianer mehr sein will. «Manitoba» ist eine lakonische Sinn- und Identitätssuche, mit vielen amüsanten Passagen.
• Reichlin, Linus: Manitoba
Köln: Galiani Berlin, 2016. 3 Bd. 333 S. Ausleihe: BG 26411
Kästchen
Die hier vorgestellten Bücher können Sie bei der Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte ausleihen: Grubenstrasse 12, 8045 Zürich, Telefon +41 43 333 32 32, www.sbs.ch