Reparaturarbeit an meinem Körper
Erkrankung, Diagnose, Operation: ein Erfahrungsbericht
Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, kommt man leicht in einen Strudel von Operationsangeboten. Etwas tut weh, man geht zum Arzt, wird zum MRI geschickt und wird mit der Mitteilung überrascht, dass es im eigenen Innern desaströs aussieht. Man selbst kann das Röntgenbild nicht deuten und beschliesst einmal, noch zuzuwarten.
Von Christa Schiesser-Till
So erging es jedenfalls mir. Nach einer Rückenoperation sah ich mich mit solchen Schreckensmeldungen konfrontiert. Eine davon betraf mein Knie. Als ich zufällig mit meinem Garagisten zwecks Kauf eines neuen Autos ins Gespräch kam (nicht nur Knie kaputt, auch Auto kaputt), sagte dieser zu mir: Lassen sie sich das Knie sofort operieren. Da ist nichts dabei. Ich habe auch die Knie operiert und die Hüfte dazu, das geht im Nu, man kann auch öfter ein neues Knie bekommen. Da der Garagist auch Gebrauchtwagenhändler ist, hat er weder Mühe mit dem Austauschen defekter Autoteile wie defekter Körperteile.
Wenn ich über dieses Gespräch nochmals nachdenke, stelle ich mir trotzdem die Frage: Kann ich meinen Körper mit einem Automobil vergleichen?
Dann kam ich von einer Kontrolluntersuchung bei der Augenärztin zurück. Diese hatte zu mir gesagt: Bei Ihnen bildet sich ein grauer Star heran, vor allem im linken Auge. Aber das macht nichts. Ich kann ihnen einen ausgezeichneten Operateur empfehlen.
Da sass ich dann daheim auf der Bettkante und fühlte mich elend. Schon wieder ein Körperteil, der defekt wurde. Als ich mich wieder gefasst hatte, sagte ich zu mir: Die Augen sind mir wichtig. Da muss ich aufpassen.
Als ich dann mit meiner perfekten Sehhilfe – bifokale Brillengläser – auf einmal nicht mehr zurechtkam, entschloss ich mich, den als ausgezeichneten Operateur gelobten Augenarzt aufzusuchen. Da ein langes Zaudern in so einem Fall keinen Sinn macht, meldete ich mich für die Operation an. Zuerst sollte das linke Auge dran kommen, nach vier Wochen das rechte.
An besagtem Tag begab ich mich also nüchtern in die Klinik, wo der Arzt operierte. Zuerst wurde mir ein Überkleid angezogen. Dann kam ein Anästhesist zu mir, der, wenn es Komplikationen gegeben hätte, sofort hätte eingreifen können. Ich wurde auf eine Art Zahnarztstuhl gesetzt. Der Arzt erschien. Er legte mir ein Tuch über die Augen und sagte mir, er würde mir im Folgenden immer erklären, was er gerade mache. Es gab einen Schnitt ins Tuch vor dem linken Auge. Der Arzt begann zu arbeiten, wobei ich mich bemühen sollte, das Auge offen und unbeweglich zu halten. Dann wurde es auf einmal ziemlich laut. Die Linse wird zertrümmert, sagte er.
Nach Beendigung der Operation, die glaube ich ca. eine halbe Stunde dauerte, verklebte man mir das linke Auge. Ich war entlassen, d. h., da ich nüchtern hatte erscheinen müssen, wurde mir ein appetitliches Frühstück serviert.
Mein Mann war zur Stelle, um mich abzuholen. Ich bekam keine Schmerzen in der Nacht, alles war glatt verlaufen. Tags darauf war ich bereits beim Operateur in der Praxis. Er entfernte den Verband und untersuchte das Auge.
Vier Wochen später kam das rechte Auge dran. Alles wie gehabt. Damit ich mich gedanklich nicht mit den Operationen beschäftigen würde, hatte ich im Vorhinein geplant, die Zeit mit einer anderen intensiven Beschäftigung zu füllen.
Ich muss betonen, die Operation an sich ist nicht schmerzhaft oder beschwerlich. Da es aber immerhin um mein Augenlicht geht und ich vom Prozedere nicht viel verstehe, muss ich allerdings ein ziemliches Vertrauen in den Arzt haben.
Was ich jedoch etwas mühsam fand, das war die Tatsache, dass die Sehhilfe, die Brille, nicht mehr funktionierte. Zudem hatte der Arzt durch die Operation meine Kurzsichtigkeit um die Hälfte reduziert. Lesen kann ich nach wie vor ohne Brille. Ich konnte mir beim Optiker eine provisorische Brille besorgen; da merkte ich erst, was für ein Segen eine bifokale Brille ist. Vom Entscheid zur Operation bis zur neuen Brille dauerte es drei Monate.