Erkenntnisse vom Low-Vision-Kongress in Dublin

Den Bericht vom Low Vision Kongress in Dublin verfassten Arnd Graf und Susanne Trefzer, Fachstelle Low Vision des SZBLIND.

Nach zweimaliger Corona-bedingter Verschiebung konnte der internationale Low-Vision-Kongress in diesem Jahr endlich stattfinden. Die Fachstelle Low Vision des SZBLIND beteiligte sich mit drei Vorträgen und einem Workshop am Programm. Arnd Graf und Susanne Trefzer berichten Neuigkeiten aus der Low-Vision-Fachwelt.

Zum Thema Abklärungen (und Grundlagen) stellte eine Studie von Dr. Donald Fletcher fest, dass 15 bis 20 Prozent der untersuchten Klientinnen und Klienten mit Makuladegeneration ein Ringskotom haben. Sie verfügen deshalb über eine zentrale Insel, was oft mit einem guten zentralen Visus einhergeht. Dennoch können die Betroffenen nicht flüssig lesen. Dies zeigt, dass der zentrale Visus allein für die Feststellung einer Sehbehinderung nicht ausreicht, sondern neben einer gründlichen Anamnese auch ein Test des zentralen Gesichtsfeldes dazugehören sollte. Prof. Eli Peli unterstrich in seinem Vortrag, dass zentrale und parazentrale Skotome nicht als solche wahrgenommen werden, da das Gehirn die fehlende Information sinnvoll auffüllt. Tanabe Tadaaki stellte auf seinem Poster flexible optische Linsen vor, die in Stärken bis 32 dpt. erhältlich sind und sich sehr einfach auf bestehende Brillen aufsetzen lassen. Solche Linsen wären sehr gut geeignet für Trageversuche.

Viel Raum am Low-Vision-Kongress nahmen die elektronischen Hilfsmittel ein. Alex Higashi MD unterstrich, dass Smartphones und Tablets zwar allgegenwärtig sind und auch viele Features haben. Allerdings behindert der visuelle Aufbau der Betriebssysteme den Zugang für sehbehinderte Menschen. Vor allem ältere Betroffene haben oftmals Mühe damit. Die sehbehindertenspezifische Bedienung muss gut gelernt und trainiert werden. Dr. M. Chun liess 41 ihrer Patientinnen und Patienten vier verschiedene als Brillen tragbare Displays (IrisVision, eSight usw.) testen. Zwar waren die meisten der Testerinnen und Tester mit dem Gerät zufrieden, aber es traten auch Probleme auf: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Doppelbilder und ein Gefühl der Überanstrengung in den Augen. Viele reklamierten auch das Gewicht dieser Hilfsmittel. Am Ende wurden die Probandinnen und Probanden gefragt, wie viel sie denn für ein solches Gerät zu zahlen bereit wären. Die Antwort lautete: $ 2400. Eine solche Spezialbrille kostet allerdings etwa das Doppelte davon. Da zudem die oben genannten negativen Symptome auftraten und die visuelle Verbesserung nicht relevant genug ausfiel, sprachen sich am Ende 95 Prozent der Testerinnen und Tester gegen den Kauf eines solchen Gerätes aus.