Mit «Wiitblick» vom Simplonpass ins Tessin
In fünf Tagen vom Simplon Pass an den Lago Maggiore. Diese läuferische Leistung erbrachten Mario und Andreas. Sie liessen sich bei der Realisierung ihres Traums von ihrer Augenkrankheit Retinitis Pegmintosa nicht behindern.
von Gabor Szirt, Verein Blind-Jogging
Was noch vor einem halben Jahr Mario Kämpfens grosser Traum war, wurde nun Realität: Zu Fuss vom Simplon Pass an den Lago Maggiore zu laufen. 2000 m Bergauf und 3800 m Bergab. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Zimmermann, geübter Berggänger und Läufer, lief Mario in fünf Tagen diese Strecke von 90 km. Was die beiden Kollegen gemeinsam haben: beide leiden unter der Augenkrankheit Retinitis Pigmentosa (Netzhautdegeneration) und sind stark sehbeeinträchtigt.
Mit ihrem Projekt «Wiitblick» – vom Simplon Pass zum Lago Maggiore – wollen Mario und Andreas nicht nur eine persönliche Herausforderung meistern, sie wollen auch anderen Menschen mit Einschränkungen Mut machen, über sich hinauszuwachsen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Die Projektplanung zeigte schnell, dass sie für diesen langen Weg auf Hilfe angewiesen sind. So gelangte Mario mit seinem Anliegen an UBS Helpetica, eine Plattform für Freiwilligenarbeit. Diese verlinkte Mario mit dem Verein Blind-Jogging. Bei Blind-Jogging stiess dieses Projekt auf offene Ohren und die Aktion wurde mit allen möglichen Mitteln unterstützt.
Die Guides wurden für diese aussergewöhnliche Herausforderung sorgfältig ausgewählt. Die Gesamtplanung, inklusive vorgängiger Routencheck, wurde dem langjährigen und im Blindensport sehr erfahrenen Guide Thomas anvertraut. Nach fünf Monaten intensiver Vorbereitung war es dann endlich soweit. Am 23. Juni starteten Mario und Andreas mit ihren Guides in ihren Lauf.
Da die Gesamtstrecke über Stock und Stein nicht vollständig joggend bewältigt werden konnte, wurden Mario und Andreas entsprechend der Streckenbeschaffenheit durch Jogging-Guides und abwechselnd durch Wanderleiter begleitet, in Tagesetappen von 9-41 km.
Am Start, auf dem Simplon Pass, begrüssten Familie, Freunde, zahlreiche Fans und Sponsoren Mario und Andreas sowie alle Begleiterinnen und Begleiter. Beim mächtigen Steinadler wurden noch letzte Fotos gemacht, bevor der lange Weg nach Süden begann. Die Route führte durch Alpenrosenfelder, Alpweiden und Alpsiedlungen nach Simplon Dorf, durch die wilde Gondoschlucht nach Domodossola bis zum Lago Maggiore.
Die Läufer mit ihren Guides erlebten strömenden Regen sowie Sonnenschein und Hitze.
Die Ankunft beim Camping Lido Toce war für viele Anwesende ein sehr emotionaler Moment. Grosse Freude, Glücksgefühle und auch ein bisschen Stolz machten sich breit, als sich die Teilnehmenden nach Zieleinlauf gegenseitig umarmten. Diese Alpenüberquerung wird noch lange nachwirken.
Alle an dieser Aktion Mitwirkenden sind beeindruckt von der Leistung von Mario und Andreas. Ein grosses Dankeschön gebührt dem Wanderleiter, Treui, den Guides Sandra, Renatus und Thomas, welche die Läufer unter teils schwierigen Verhältnissen in Perfektion begleitet haben, sowie den Chauffeuren des Transportbusses, Hans und Daniel, und dem zum Teil mitlaufendem Arzt, Adrian.
Auch alle «normal Sehenden» lehrt diese Aktion: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!