Interview mit Herrn Tristan Marquis, Studierender im SRIHV-Grundschullehrgang Sehbehindertentechnik

Von Carol Lagrange

Tristan Marquis sitzt vor dem PC und verwendet eine Videolupe. Eine Lehrerin gibt Hilfestellung.

Viel Know-How wird in der Informatikausbildung vermittelt.

Herr Marquis, können Sie mir Ihren schulischen Werdegang beschreiben?

Zuerst besuchte ich die Primarschule in meiner Heimatgemeinde Liddes im Wallis und danach die Orientierungsschule in Orsières. Neben der integrativen Primarschule war ich einmal pro Woche eine Sonderklasse für Kinder mit Sehbehinderungen in Sitten. Danach absolvierte ich eine kaufmännische Lehre in einem Unternehmen, das im Sektor für erneuerbare Energien tätig ist.

Welche Hilfsmittel haben Sie während der Schulzeit und der Lehre genutzt?

Ab der 8. Klasse benutzte ich ein Lesegerät, einen Laptop mit der Software Zoomtext und eine schwenkbare Kamera, die mir unter anderem das Lesen von der Wandtafel erleichterte.

Sie besuchen nun seit drei Monaten den Grundschullehrgang Sehbehindertentechnik, der vom Service romand d’informatique pour handicapés de la vue SRIHV angeboten wird. Warum?

Bei der Stellensuche nach dem Lehrabschluss wurde mir bewusst, dass ich mit dieser Ausbildung die Effizienz am PC und die Produktivität an meinem zukünftigen Arbeitsplatz verbessern kann. Ich lerne Strategien und Arbeitstechniken, mit denen ich meine Autonomie steigern und Aufgaben «automatisieren» kann.

Welche Werkzeuge und Hilfsmittel benützen Sie während der Ausbildung?
Ich benutze Zoomtext, Lesegeräte, die Kamera, die Videolupe, das Diktiergerät, Smartphones, Brillenfilter usw.

Welche Lehrpersonen unterrichten?

Es unterrichten sechs verschiedene Lehrpersonen. Jede ist auf ein Fachgebiet spezialisiert. Weil der Unterricht von unterschiedlichen Personen bestritten wird, ist die Ausbildung sehr dynamisch.

Sie haben schon vorher einige Hilfsmittel gekannt. Haben Sie im Rahmen der Ausbildung gelernt, bekannte Hilfsmittel anders anzuwenden?

Ja, in der Tat konnte ich meinen Umgang mit den Hilfsmitteln durch stetes Training und angemessene Übungen perfektionieren. Zum Beispiel Zoomtext, das ich ja schon vorher kannte. Im Ausbildungsmodul lerne ich verschiedene Funktionen, wie das Regulieren der Vergrösserung, den Einsatz von Sprachbefehlen je nach Dokumentsprache oder Einstellungen für optische Verbesserungen. Ich kann das Programm konfigurieren und die Einstellungen für Farben, Fokus und Bildschirmcursor an meine persönlichen Bedürfnisse anpassen. Dasselbe gilt für Word, Excel, Outlook und Internet. Ich übe den vermehrten Einsatz von Tastatur und Tastaturkürzeln, um meine Leistungsfähigkeit im Beruf zu steigern.

Welche Kurse waren vollkommen neu für Sie?

Neu ist der Kurs über kompensatorische Techniken: Da lerne ich den Einsatz eines Diktiergeräts, eines Scanners oder auch die Nutzung von Adobe Reader zum Lesen von PDFs. Jede Woche teste ich zudem neue optische Geräte mit einem Low-Vision-Spezialisten. Dank diesem Kurs habe ich die Filter kennengelernt, die ich künftig nutzen werde. Ich habe auch das Schreiben mit einer Führungslinie trainiert.

Was sind Ihre Ziele für die Zeit nach der Ausbildung?

Ich werde im August eine Stelle in meinem ehemaligen Lehrbetrieb antreten. Daneben möchte ich das zweite Modul der SRIHV-Ausbildung besuchen, das auf fortgeschrittene Funktionen der Büroabläufe, auf die neuen Medien und auf spezifische Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtet ist. Ich bin überzeugt, dass ich damit meine Anstellung langfristig sichern kann.

Herzlichen Dank für das Gespräch.