LED-Miniatur-Leuchte auf dem Brillengestell
SZBLIND-Fachstelle entwickelte eine spezielle mobile Lupenbrillenbeleuchtung
Jetzt ist sie „geboren“: Die spezifisch für hochgradig sehbehinderte Menschen konzipierte mobile Lupenbrillenbeleuchtung. Die SZBLIND-Fachstelle Low Vision und Optische Hilfsmittel hat zusammen mit der Firma Lichtbau in Bern und dank finanzieller Unterstützung durch die Stieger-Stiftung eine erste Null-Serie gefertigt.
Von Arnd Graf-Beilfuss
Hochgradig sehbehinderte Menschen kennen die Misere genau: Wenn man auf kurze oder kürzeste Distanz etwas lesen muss, ist der Text meist nicht ausreichend ausgeleuchtet. Das Problem verschärft sich, wenn ein hoher Vergrösserungsbedarf beim Text hinzukommt, denn dann ist ebenfalls viel Licht nötig. In solchen Situationen sind die sonst vielseitig verwendbaren Arbeitsplatzleuchten meist überfordert und einfach nicht mehr praktikabel einsetzbar. Noch schwieriger wird es, wenn ein optisches Hilfsmittel mobil eingesetzt werden soll. Für die Low Vision-Spezialistinnen und -Spezialisten im SZBLIND war klar: Die Beleuchtung von Lupenbrillen, die monokular eingesetzt werden sollen, muss mit Vergrösserungen von ca. vier- bis zwölfmal konzipiert werden.
Ohne LED nicht möglich
Eine solche Lupenbrillenbeleuchtung zu entwickeln, war aber einfach gedacht als getan. Obgleich die Idee seit Jahren bestand, rückte die Umsetzung erst mit der rasanten Entwicklung der LEDs in greifbare Nähe – denn diese Leuchtdioden (LED) lassen die Lichtquelle auf Miniaturform verkleinern. Die Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz der LED-Technik steigerte sich in den letzten Jahren kontinuierlich. Dadurch wurde ein praktischer Nutzen für sehbehinderte Menschen möglich.
Eine weitere Herausforderung war und ist die Energieversorgung der Lupenbrillenbeleuchtung: Denn obwohl LEDs im Vergleich mit anderen Lichtquellen sehr wenig Strom benötigen, muss ja dennoch in ausreichender Kapazität für eine adäquate Dauer zu Verfügung stehen.
Geringes Gewicht, lange Dauer
Die angestrebten Entwicklungsziele für eine mobile Lupenbrillenbeleuchtung waren hoch gesteckt. Fast alle der ambitionierten technischen Parameter – wie eine sehr gute Ausleuchtung des Sehfelds, auch bei unterschiedlichen Vergrösserungen – konnten durch eine Reihe von Tests erreicht werden. Zudem sollte das Gewicht möglichst gering ausfallen.
Darüber hinaus sollte die erzielbare Beleuchtungsstärke Reserven bieten und eventuell regulierbar sein. Das Produkt sollte einfach und unkompliziert durch Low Vision-Fachpersonen montiert werden können. Und letztlich sollte die Stromversorgung in die Beleuchtungseinheit integriert sein, um unnötige Kabel zu vermeiden.
Von Anfang an stand fest: Trägerbasis ist ausschliesslich die SZBLIND ‚Elegant‘-Lupenbrillenfassung. Eine Universallösung wäre nicht realisierbar gewesen: Eine Universallösung hätte bedeutet, dass die Beleuchtungseinheit sowohl auf einer dünnen Stahldrahtfassung als auch einer breitrandigen Kunststoff-Fassung hätte angebracht werden können. Allerdings wäre dann weder die Ausrichtung noch die optimale Ausleuchtung gewährleistet. Im realen Alltag führten solche Konstruktionen meist zu unbefriedigenden und nur selten funktionierenden Kompromissen.
Ergebnis ist eine Beleuchtung mit „Power-Stick“
Wir sind überzeugt, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann! Die Farbtemperatur der Lichtquelle beträgt 4000K. Dank der umfangreichen Tests verschiedener LEDs ist das Sehfeld ist sehr gleichmässig ausgeleuchtet. Die formale Gestaltung entspricht dem Oberteil einer klassischen Brille und ist farblich fassungskonform anthrazit gehalten. Das Gewicht der im 3D-Druck gefertigten Beleuchtungseinheit ist extrem niedrig. Es beträgt einschliesslich der LED-Platine nur 3 Gramm. Die Montage ist äusserst einfach und ist mit dem Austausch einer einzigen Schraube und deren Sicherung durch eine kleine Mutter schnell bewerkstelligt.
In der gegenwärtigen Konstellation betrug die Betriebsdauer bei maximaler Leistung im Dauerbetrieb ca. zehn Stunden. Um die Helligkeit den individuellen Bedürfnissen anpassen zu können, lässt sich die Beleuchtungsstärke mithilfe einer kleinen Stellschraube am Steuergerät stufenlos regulieren.
Einzig die Stromversorgung wurde bei der Null-Serie nicht zuletzt aus Sicherheitsaspekten noch extern ausgelegt. Hintergrund ist die derzeit noch die Situation, dass die modernsten Akkus noch nicht restlos betriebssicher eingesetzt werden können. Immer wieder melden die Medien Nachrichten oder eingeschmolzenen oder durch Akkus beschädigte smartphones.
Bis die neuen Akkus zur Verfügung stehen, wird die Beleuchtungseinheit mit einem kleinen externen ‚PowerStick‘ betrieben. Diesen kann man sich einfach mit einer kleinen Kordel um den Hals hängen. Konventionelle Akkus sind bei vergleichbarer Leistung grösser und daher nicht ohne weiteres in der vorgesehenen Weise adaptierbar. Allerdings lassen sich diese ‚Energieriegel‘ aber per USB-Anschluss an jedem Computer oder mit einem Netzanschluss an jeder Steckdose wieder aufladen. Vor allem handelt es sich hierbei um Energiespeicher, die überall erhältlich und preiswert sind. Damit steht einer lückenlosen Energieversorgung, zum Beispiel mit einem Reserveakku, nichts im Wege.