Inklusion in Kirchengemeinden
Menschen mit Sehbehinderung und Menschen mit Hörsehbehinderung sehen sich mit vielen Hindernissen konfrontiert, wenn sie in ihrer Kirchgemeinde partizipieren wollen. In Genf wurde ein Projekt ins Leben gerufen, um die Integration dieser Menschen in ihren Gemeinden zu fördern.
Von Nicolas Bärtschi
Dass Menschen mit Seh- und/oder Hörbehinderungen Schwierigkeiten haben, in Kirchgemeinden einbezogen zu werden, habe ich als Fachperson Rehabilitation beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) wahrgenommen. Dieser Eindruck hat sich bestätigt, als ich mehrere Betroffene für meine Diplomarbeit beim Centre Catholique Romand de Formations en Eglise (CCRFE) interviewt habe.
In ihren Kirchengemeinden haben Menschen mit Seh- und/oder Hörbehinderungen Schwierigkeiten, dem Gottesdienst zu folgen, an Versammlungen und Aktivitäten teilzunehmen, Informationen zu erhalten und ihre Bedürfnisse bei den Verantwortlichen der Gemeinde vorzubringen. Paradoxerweise gibt es in den Gemeinden eine beträchtliche Anzahl von seh- und/oder hörbehinderten Menschen! Diese Behinderungen betreffen vor allem ältere Menschen, die in den Kirchgemeinden stark vertreten sind.
Nach dieser Beobachtung reichte ich bei der katholischen Kirche in Genf ein Projekt ein. Das Ziel ist, die Eingliederung und Teilhabe von seh- und/oder hörbehinderten Menschen in ihren Gemeinschaften zu verbessern.
Der erste Schritt des Projekts besteht darin, mit den Entscheidungsträgern der Kirchgemeinden zusammenzutreffen, um sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Bei diesem ersten Treffen sehen sie einen Film, in dem vier Betroffene ihre Schwierigkeiten äussern (auf Französisch verfügbar unter https://youtu.be/3aCfRC15l3s). Anschliessend zeige ich auf, wie Hindernisse beseitigt werden können (Umfeld, Zugang zu Informationen, Kommunikation usw.). Bei Gottesdiensten ist es zum Beispiel wichtig, dass der oder die Betroffene vorne sitzt und der Ton direkt auf die Hörgeräte übertragen wird. Die Gesichter und Lippen der Redner sollten sichtbar sein, sie sollten langsam und deutlich sprechen. Die Schrift muss lesbar sein und Dokumente müssen im Voraus übermittelt werden.
In einem zweiten Schritt lade ich die Entscheidungsträger ein, seh- und/oder hörbehinderten Menschen in ihrer Gemeinde zu treffen. Durch den Dialog können seh- und/oder hörgeschädigte Menschen ihre Bedürfnisse und Ideen äußern und Lösungen vorschlagen.
Zusätzlich zu diesem Ansatz schlage ich als Projektleiter eine Bewertung der Zugänglichkeit der Räumlichkeiten, der Aktivitäten und des Zugangs zu Informationen vor. Ich stehe weiterhin zur Verfügung, um Menschen in der Gemeinschaft auszubilden und zu schulen. Auf diese Weise werden die Möglichkeiten für seh- und/oder hörbehinderte Menschen, an ihrer Gemeinschaft teilzuhaben, verbessert.