Hörbuch- und Lesetipps
Thriller, in ernster und leichter Sprache
Von Valentin Arens
Der 1889 geborene und 1942 von den Nazis ermordete Schriftsteller und Dadaist Walter Serner ist bis heute weitgehend ein Geheimtipp geblieben. In den 1920er Jahren erschienen die meisten seiner rund hundert Kriminalgeschichten, in denen er die Unterwelt vieler europäischer Grossstädte porträtierte, die er damals bereiste. Seine Schilderung der Milieus der Zuhälter, Prostituierten, Drogensüchtigen und Kleinkriminellen war von teils drastischer Plastizität, sodass die Bücher wegen „Gefährdung der Sittlichkeit“ verboten wurden. Die Neuauflage von „Der rote Strich“ zeigt, wie präzis, modern und aktuell Serners kurze Erzählungen noch immer sind.
Kurz aber nicht bündig sind die poetischen Prosastücke von Bastian Schneider. Auf einigen Zeilen oder wenigen Seiten erzählt der letztes Jahr für den Bachmann Preis nominierte „Sprachkünstler“ luftige Geschichten von Vögeln und vom Fliegen, auch von Kindheitsängsten die Flügel verleihen oder vom Atem des Buchstabens „h“. Anmutig und traumgleich werden Erinnerungen verwoben mit den Bewegungen der Krähen, Tauben, Amseln, der Falter oder der Blätter eines Baumes. Eine bezaubernde, melancholische Leichtigkeit schwebt durch diese Miniaturen, die auch die Leser erfasst und erhebt.
Literarisch weniger anspruchsvoll als Serner oder Schneider ist der Roman Erstling des 33-jährigen Engländers Daniel Cole. Dafür hat er mit seinem rasanten Thriller „Ragdoll“ gleich einen Weltbestseller geschrieben. Eine Ragdoll ist eine aus Lumpen gefertigte Puppe und genauso näht ein Serienkiller sechs Opfer zusammen. Dann kündigt er weitere sechs Morde an mit Angabe des genauen Zeitpunkts des Todes. Der letzte auf der Liste ist Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, der in dem Fall ermittelt.
- Serner, Walter: Der rote Strich. Zürich: Manesse-Verlag, 2015. Ausleihe: DS 35560
- Schneider, Bastian: Vom Winterschlaf der Zugvögel. Wien: Sonderzahl, 2016. Ausleihe: DS 35485
- Cole, Daniel: Ragdoll. Berlin: Audible, 2017. Ausleihe: DS 35481
Bedrohliche Zukunft
Marc Elsbergs eigentlicher Name ist Marcus Rafelsberger. Weithin bekannt wurde der Wiener Autor mit seinen Thrillern „Blackout“, in dem die bösen Folgen eines totalen Zusammenbruchs der Stromversorgung durchgespielt werden, und „Zero“, in dem es um die Datensicherheit geht. Sein neuer Roman „Helix“ greift wieder ein brisantes Thema auf, die Gentechnik. In rasante Action verpackt, stellt Elsberg die Frage nach den Konsequenzen, die sich ergeben, wenn wir Designerbabys kreieren könnten. Wie weit ist der Sprung von einem genetisch gesund veränderten Kind zu einem genetisch verbesserten Kind? Wer beeinflusst die moralische Entwicklung eines allen überlegenen Supermenschen? Hat das klassische Menschenmodell ausgedient? Das Beängstigende an dem Science Fiction Roman ist, wie nah an der Gegenwart er sich ansiedelt.
- Elsberg, Marc: Helix. Sie werden uns ersetzen. München: Blanvalet, 2016. Ausleihe: BG 26591