Auf Reisen und in der Fremde

Von Valentin Arens

tactuel_01_2016_Lesetipps_ArchitektDie indisch-amerikanische Pulitzerpreisträgerin Jhumpa Lahiri ist seit ihrer frühesten Kindheit unterwegs zwischen England, Amerika und Indien. In ihrem neuen Roman „Tiefland“ thematisiert sie die Entfremdung, die mit dieser Bewegung einhergeht. Eine Fremdheit, die sich über Generationen ausweiten und sich selbst in Familien einnisten kann.

Unterwegs sein bedeutete für den Nobelpreisträger John Steinbeck auf Reisen sein. Dabei nimmt sein berühmter Bericht „Die Reise mit Charley“ in seinem Werk eine Sonderstellung ein. Auf der Reise durch die USA reflektierte er das Verhältnis zur Heimat. So lautet denn auch der Untertitel „Auf der Suche nach Amerika“. In einem umgebauten Wohnmobil, das er „Rosinante“ taufte, begleitete ihn sein zehn Jahre alter Pudel Charley.

tactuel_01_2016_Lesetipps_Irre-FahrtenAuf eine wesentlich kürzere Reise begaben sich 1982 Julio Cortázar und seine Frau Carol Dunlop. In einem kleinen VW-Bus, den sie nach dem mythologischen Drachen Fafnir nannten, fuhren sie auf der Autobahn von Paris nach Marseille. Das Spezielle daran: Sie hielten an jeder Raststätte, an jeder zweiten übernachteten sie. Das daraus entstandene, neu aufgelegte, skurril poetische Buch heisst: „Die Autonauten auf der Kosmobahn. Eine zeitlose Reise Paris–Marseille.“

Jordi Puntí schickt in „Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz“ einen Möbelpacker quer durch Europa und lässt ihn daraufhin spurlos verschwinden. In Barcelona macht sich sein Sohn Cristòfol auf die Suche nach ihm und muss feststellen, dass er auch in Paris, London und Frankfurt Familien gegründet hat. Er trifft drei Halbbrüder, die zudem gleich wie er heissen, Christophe, Christopher und Christof. Gemeinsam erforschen sie die Vergangenheit ihres Vaters und versuchen, sein Verschwinden aufzuklären.

  • Jhumpa Lahiri: Tiefland. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2014. Ausleihe: DS 30841.
  • John Steinbeck: Die Reise mit Charley. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 2013. Ausleihe: DS 30738.
  • Julio Cortázar, Carol Dunlop: Die Autonauten auf der Kosmobahn. Berlin: Suhrkamp, 2014. Ausleihe: DS 30936.
  • Jordi Puntí: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2013. Ausleihe: DS 31072.

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Braille-Tipp

In ihrem neuen Roman „Der Architekt des Sultans“ beschwört Elif Safak das Istanbul der Renaissance, Machtzentrum und multikultureller Schmelztiegel des osmanischen Reiches. Abbild dieser Zeit ist die noch heute erlebbare, grossartige Architektur. Ihr grösster Architekt war Sinan, der „Michelangelo der Osmanen“. Er wirkte in seiner langen Laufbahn als Hofarchitekt mehrerer Sultane. Hunderte Bauwerke von ihm sind erhalten und prägen die Städte. Diesem genialen Baumeister stellt Elif Safak den zwölfjährigen Jahan als Lehrling zur Seite. Mit seinen Augen erkunden die Leser das höfische Leben mit all seinen Intrigen, aber auch die Stadt in all ihren Winkeln, in der Bettler, Zigeuner, Eunuchen und allerlei weitere Figuren um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen.

  • Elif Safak: Der Architekt des Sultans. Zürich; Berlin: Kein & Aber, 2015. Ausleihe: BG 24317