Kampf der Giganten und maskierte Künstler

von Valentin Arens

Hesiod ist der erste namentlich bekannte griechische Dichter. Neben Homers „Ilias“ und „Odyssee“ bilden seine Werke die Hauptquellen zur griechischen Mythologie. Als „Diener der Musen“ besingt Hesiod in der „Theogonie“ die Entstehung der Welt aus dem Chaos bis zur Machtergreifung des Zeus. Die Geschichte ist geprägt von den Kämpfen mit Titanen und Ungeheuern, bis Zeus schliesslich die Herrschaft im Olymp erlangt. Dem österreichischen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott gelingt hier eine fundierte und zugleich gut zugängliche Übersetzung der historischen Verse.

Der im Juni dieses Jahres verstorbene James Salter war ein Kultautor, ein „writer‘s writer“, der nur wenige Bücher veröffentlichte, die bei Publikum und Kritik nur mässig erfolgreich waren, aber wegen seines äusserst prägnanten, lakonischen und letztlich melancholischen Stils auf zahlreiche Schriftsteller einen grossen Einfluss ausübte. Ausgebildet als Kampfpilot wurde Salter im Koreakrieg zum Helden wider Willen. 1957 nahm er seinen Abschied von der Air Force. Ein Jahr davor veröffentlichte er „Jäger“, seinen ersten Roman, in dem er seine Kriegserlebnisse aufarbeitete. Erst 2014 erschien die deutsche Übersetzung, wohl wegen des überraschenden Erfolges von Salters Roman „Alles, was ist“ von 2013.

Die New Yorker Schriftstellerin Siri Hustvedt wird oft als „weibliche Stimme Amerikas“ und als „Vorzeigeintellektuelle“ beschrieben. Sie ist jedenfalls eine ausserordentlich produktive Schriftstellerin, die ihre feministische Haltung in grosse Literatur zu giessen versteht. Ihr neustes Werk „Die gleissende Welt“ ist ein literarisches Vexierspiel. Schon im Titel spielt er auf einen utopischen Roman von Margaret Cavendish an, einer englischen Adligen aus dem 17. Jahrhundert, die als Feministin avant la lettre zahlreiche Bücher veröffentlichte und sich öffentlich dazu bekannte, damit Anerkennung zu suchen und Geld zu verdienen. Damals natürlich ein Skandal. Hustvedt aber fragt nach dem Stand der Emanzipation heute.

• Hesiod: Theogonie. Hörspiel. München: Der Hörverlag, 2015. DS 30594
• James Salter: Jäger. Berlin: Berlin-Verlag, 2014. DS 30419
• James Salter: Alles, was ist. Berlin: Berlin-Verlag, 2013. DS 27811
• Siri Hustvedt: Die gleissende Welt. Berlin: Argon-Verlag, 2015. Hörbuch Ausleihe: DS 30402

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Hart auf Hart (Braille-Tipp)

T.C. Boyles neuer Roman spielt in Nordkalifornien und handelt von der unsteten Beziehung dreier Aussenseiter, dem Vietnamkrieg-Veteranen Sten, seinem labilen Sohn Adam und dessen radikaler, viel älteren Geliebten Sara. Zentrales Thema ist eine rechtsextreme Paranoia, die, gepaart mit einem extremen Rückzug zur Natur und der alles durchdringenden, sehr amerikanischen Idee der absoluten Unabhängigkeit, eine unheilvolle, tödliche Mixtur ergeben. Boyle für einmal nicht satirisch, sondern düster, „hart auf hart“.

• Tom Coraghessan Boyle: Hart auf hart. München: Hanser, 2015. Punktschrift Ausleihe: BG 23993

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