Hörbuch-Tipp

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen
Die Fotografin Clara kämpft noch mit dem Verlust ihres Partners, der an Krebs gestorben ist, und der Schauspieler Elias hat eine Freundin, auch wenn er sie nicht liebt. Als sich die beiden erst bei einer Hausbesichtigung und kurz darauf bei der Premiere von Elias‘ neuem Theaterstück begegnen, ziehen sie sich dennoch an wie zwei Magneten. Es ist keine junge, unbändige Verliebtheit, die sie spüren. Eher eine reife Faszination zwischen zwei gestandenen Erwachsenen, die sich erst einmal vorsichtig betasten und doch ganz genau wissen, dass da etwas Besonderes zwischen ihnen ist. «Die Liebe an miesen Tagen» ist, wie der Titel schon sagt, eine Liebesgeschichte, die trotz all der Probleme, die echte Menschen im mittleren Alter mit sich herumtragen, irgendwie passiert. Eine Liebesgeschichte nicht wie aus Hollywood, sondern aus dem echten Leben. Einem Leben, in dem Clara gerade arbeitslos geworden ist und immer wieder ihre demente Mutter auf der Strasse suchen muss. Einem Leben, in dem Elias sich anstrengt, seiner fast erwachsenen Tochter endlich ein guter Vater zu sein. Einem Leben ohne Glamour, aber mit viel Alltag, in dem dann doch etwas Magisches geschieht. Dass dann doch nicht alles so leicht ist, wie es sich in der ersten Hälfte anbahnt, zeigt sich, als Clara ein Traumjob sechshundert Kilometer weit weg angeboten wird. Sie hat rein rational betrachtet keine andere Wahl, als ihn anzunehmen. Doch emotional bedeutet das für sie das Ende der eben erst begonnenen Beziehung zu Elias. Er sieht das etwas entspannter und bietet an, in zwei Jahren, wenn sein Engagement ausläuft, zu ihr zu ziehen. Doch Clara hat kein Vertrauen darauf, dass er sie bis dahin noch will, da sie ein Altersunterschied von einem Jahrzehnt trennt. Für sie, die Ältere, die Endvierzigerin, bedeuten zwei Jahre viel mehr als für Elias. Es kommt zur emotionsgeladenen Trennung. Dann erkrankt Elias lebensbedrohlich, was sich letztlich als zweite Chance für die Liebe entpuppt.

Arenz, Ewald: Die Liebe an miesen Tagen Köln: Dumont, 2022. Ausleihe: DS 55742

Braille-Tipp

Sacha Naspini: Nives
Als Nives‘ Mann Anteo einen Herzinfarkt hat und sie plötzlich allein dasteht, holt sie ihre Lieblingshenne Giacomina zu sich ins Haus. Die Henne verfällt beim Anblick der Waschmittelwerbung im Fernsehen in eine unheimliche Starre, und Nives ruft den Tierarzt Bottai an, mit dem sie über dessen gutaussehenden Nachbarn Pagliuchi und um Rosaltea ins Plaudern kommt, die sich damals seinetwegen vom Kirchturm gestürzt hat. Bottai will Nives necken und fragt, warum Pagliuchi sie so reize. Ob sie auch unter seinen Verehrerinnen gewesen sei. Wider Erwarten bestätigt Nives das und erklärt, auch seine, Bottais, Frau habe mit ihm sprichwörtlich Verkehr gehabt. Nives glaubt, dass Rosaltea alle damaligen Gespielinnen von Pagliuchi verflucht hat. Das Gespräch nimmt immer verrücktere Wendungen. Immer grösser werden die Bomben, die die beiden platzen lassen. Die unerwarteten Wege, die die kurze Geschichte mit dem Beginn des Telefonanrufs einschlägt, machen den Roman zu einem literarischen Wolf im Schafspelz.

Naspini, Sacha: Nives, Zürich: Kein & Aber, 2022. 2 Bd. 195 S. Ausleihe: BG 38521

Information
Alle vorgestellten Bücher sind ausleihbar bei der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte: nutzerservice@sbs.ch, Telefon 043 333 32 32, www.sbs.ch.