Hörbuch- und Lesetipps
Hörbuchtipps
Vor 400 Jahren, 1618, begann der 30-jährige Krieg. Er bildet den Hintergrund zu Daniel Kehlmanns neuem Roman „Tyll“. Der Gaukler Tyll Ulenspiegel, vom Autor kurzerhand aus dem 14. Jh. ins 17. versetzt, ist die dämonenhafte Hauptfigur dieser zwischen historisch belegbaren Figuren und Ereignissen und märchenhaften Einschüben changierenden, packenden Geschichte. Die von Kehlmann intendierte Atmosphäre der Komödien Shakespeares, die reiche Sprache und die profunden Kenntnisse des Autors ergeben zusammen grosses Kino.
Am Ende von Jens Steiners „Carambole“ steht: „Nichts passierte. Alles passierte.“ Das liesse sich auch von seinem neuen Buch „Mein Leben als Hoffnungsträger“ sagen. Die Hauptfigur Philipp hat wenig Ehrgeiz, dafür einen Putzfimmel und eine ausgeprägte Sammelleidenschaft. Das prädestiniert ihn geradezu, auf einem Recyclinghof zu arbeiten, meint Chef Uwe. Philipps unbekümmertes Motto: „Am Ende sind wir alle ein einziger Brei. Und weil wir sowieso nichts dagegen tun können, sollten wir uns davon die Laune nicht verderben lassen“.
In seinem Roman „Schlafende Sonne“ komprimiert Thomas Lehr das vergangene Jahrhundert in einen einzigen Tag. Spiralförmig erzählt er aus dem Blickwinkel seiner drei Hauptfiguren, der Künstlerin Milena Sonntag, ihrem Mann, dem Solarforscher Jonas und ihrem Ex-Geliebten Rudolf Zacharias, einem Philosophen. Motivisch zentral ist das Licht als aufklärerisches Element, als Licht der Erkenntnis. Der unterhaltsame, anspielungsreiche Roman ist der erste Teil einer geplanten Trilogie.
- Kehlmann, Daniel: Tyll
Berlin: Argon, 2017. Ausleihe: DS 37786 - Steiner, Jens: Mein Leben als Hoffnungsträger
Zürich-Hamburg: Arche, 2017. Ausleihe: DS 37869 - Lehr, Thomas: Schlafende Sonne
München: Hanser, 2017. Ausleihe: DS 37841
Brailletipp
Arno Geigers neuer Roman „Unter der Drachenwand“ spielt im Jahr 1944, ein Jahr vor Kriegsende in Mondsee. Dort verbringt der verletzte Soldat Veit Kolbe seinen Genesungsurlaub. In einem Tagebuch notiert er seine traumatischen Kriegserlebnisse. Unterbrochen werden diese Einträge von den bestürzenden Aufzeichnungen eines Wiener Juden, von Briefen, die die Mutter der Zimmernachbarin Kolbes aus dem bombenversehrten Darmstadt schreibt sowie den Liebesbriefen des Wiener Rekruten Kurt an seine Cousine Nanni, die sich mit einer Schulklasse in Mondsee befindet. Geigers einfühlsame Schilderung des unsicheren Schwebezustandes dieses Mikrokosmos eröffnet am Schluss sogar ein zartes Happy End.
- Geiger, Arno: Unter der Drachenwand
München: Hanser, 2018. 6 Bd. 697 S. Ausleihe: BG 28429
Die hier vorgestellten Bücher können Sie bei der Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte ausleihen: Grubenstrasse 12, 8045 Zürich, +41 43 333 32 32, www.sbs.ch