„Für die Augen kam die Operation wohl zu spät“
Von meinem Glaukom („grüner Star“) habe ich vor etwa 20 Jahren das erste Mal etwas gespürt. Ich war in den USA für einen Kunden unterwegs, da waren plötzlich blinde Flecken im Gesichtsfeld. Ich ging dann in eine bekannte Augenklinik in der Nähe von New York. Der Arzt dort untersuchte das Ganze ziemlich genau und meinte: „In zehn Jahren sehen Sie nichts mehr.“ Das war 1995.
Mittlerweile sehe ich wirklich fast nichts mehr, nur noch hell-dunkel Kontraste. Der Chefarzt in den USA konstatierte einerseits Glaukom und andererseits Makuladegeneration; mein Arzt in Wil schickte mich nach meiner Rückkehr aus den USA mehrere Male in die Uniklinik nach Basel, zu Prof. Dr. Flammer, der 1998 mein Glaukom nach seinem Verfahren operierte. Er hat ein Kissen ausserhalb des Augapfels zum Druckausgleich einoperiert. Seither ist das Glaukom stabil und die Messungen ergeben immer Werte zwischen 7 und 9 mmHg. Alles funktioniert bestens – doch für die Augen kam die Operation zu spät. Die Blutzufuhr war wohl schon zu schlecht, so dass die Makula zu wenig „Nahrung“ erhalten hat.
Heute ist der Augendruck dank des Kissens immer recht konstant. Doch es gibt den Nachteil, dass das Auge nicht mehr ganz gut benetzt wird; es entstehen trockene Zonen rund um das Kissen, und ich muss viel mit künstlicher Tränenflüssigkeit hantieren, damit es nicht zu Entzündungen kommt. Meinen Augendruck hat nie jemand untersucht, obwohl ich schon als Kind stark kurzsichtig war und seit der Ersten Primarklasse eine Brille trage. Heute werden Augendruckkontrollen ab 40 Jahren regelmässig empfohlen. Diese laufen ja auch einfach und sind schmerzfrei.
Nachdem die Diagnose gestellt war, habe ich zuerst mit einer Lupe gearbeitet, dann mit Vergrösserungsprogrammen am PC. Dann habe ich einen Blindenführhund bekommen, und ich durfte die Treue und gute Führung durch insgesamt vier Hundekameraden erleben. Da ich das Zehn-Finger-System beherrsche, konnte ich am PC problemlos weiterarbeiten. Jetzt bin ich 76 Jahre alt und immer noch als Dozent für Aspiranten auf die höhere eidg. Fachprüfung Marketing- und Verkaufsleiter im Fach „Recht“ bei der Swiss Marketing Academy in Zürich tätig. Ich muss viel lesen, was mit Leseprogrammen („Jaws“) gut funktioniert, und ich stelle die Unterlagen für meine Schüler am PC selbst zusammen – eine sehende Dame prüft dann die „professionelle Schönheit“ der Dokumente.
Max Luther
Aufzeichnung: Ann-Katrin Gässlein