«Fordern, aber auch Fördern»
Zum Abschied von Matthias Bütikofer in den vorzeitigen Ruhestand
„Wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein“ übertitelte Matthias Bütikofer seinen ersten Bericht – damals noch als „Zentralsekretär“ des SZB – im Jahresbericht 2002. Dieses Leitmotto gilt für Matthias Bütikofer, langjährigen Geschäftsleiter des SZBLIND bis zum heutigen Tag. Nun geht er auf Ende Jahr in Frühpension.
Eine Würdigung von Thomas Dietziker, Präsident des SZBLIND
Die gemeinsame Reise von SZBLIND und Matthias Bütikofer begann vor mehr als 23 Jahren, im Mai 1998, als Matthias Bütikofer als neuer Ressortleiter der „Taubblinden- und Hörsehbehinderten-Beratung“ die Nachfolge von Toni Bargetzi antrat. Dieses Ressort zelebrierte damals eine gewisse „Eigenständigkeit“ im SZBLIND. Das Mutterhaus und das Ressort unterhielten damals ein distanzierteres Verhältnis als dies heute der Fall ist. Die damals stark geprägte familiäre Betriebskultur musste mit einem Professionalisierungsschub ergänzt werden. So folgten vier bewegte Jahre, in denen es Matthias Bütikofer zusammen mit den Mitarbeitenden gelang, professionelle Strukturen und Abläufe im Ressort zu etablieren: Es wurden Beratungsstellen eröffnet, eine Ombudsstelle für die Klientinnen und Klienten eingerichtet, Fachbereichsleitungen bestimmt und die konzeptionellen Grundlagen zur Rekrutierung einer Vielzahl von freiwilligen Mitarbeitenden in die Wege geleitet. . 1999 feierte das Ressort „75 Jahre Taubblinden-Beratung“, und drei Jahre später wurde in Lausanne ein Beratungs- und Begegnungszentrum eröffnet.
Treu dem oben erwähnten Leitmotto, bildete sich Matthias Bütikofer berufsbegleitend zum NPO-Manager aus. Prompt wurden ihm höhere Weihen zu Teil: Per 1. Juli 2002 wählte ihn der Vorstand, der damals noch 26 Mitglieder zählte, einstimmig als Nachfolger von Marcel Brenn zum neuen Zentralsekretär des SZB. Ob er sich damals der Verantwortung und aller Herausforderungen, die auf ihn zukommen sollten, bewusst war, kann ich im Nachhinein nicht beurteilen. Was ich aber sagen kann, ist, dass er diese Verantwortung voll und ganz wahrgenommen, Herausforderungen erkannt und mit strategischem Augenmass angepackt hat.
Ein Jahr später, 2003, feierte der SZBLIND sein 100-jähriges Bestehen. Unter anderem lud Matthias Bütikofer alle Mitarbeitenden, Klientinnen und Klienten sowie Freiwillige Mitarbeitende in ein Zirkuszelt in Zofingen zu einer Zirkusvorstellung mit Mittagessen ein.
Vielleicht könnte man die damalige Situation im Blinden- und Sehbehindertenwesen mit einem Zirkusbetrieb vergleichen – Matthias Bütikofer mittendrin – als Zirkusdirektor. Und hier bewies er seine Stärke, die verschiedenen Akteure zu einem gemeinsamen Miteinander zu motivieren und die Kräfte und Talente der einzelnen Organisationen zu einem Ganzen zu bündeln. Seine gewinnende und argumentativ überzeugende Art, sowie seine geschickte Vorgehensweise haben zur heute etablierten Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure bei wichtigen Themen und Herausforderungen geführt. Als Beispiel sei die gut koordinierte Interessenvertretung im Blinden- und Sehbehindertenwesen erwähnt.
Der SZBLIND, wie er sich heute präsentiert, ist eine moderne und sehr gut aufgestellte Organisation, mit durchwegs motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden, die ausgezeichnet zusammenarbeiten, und die sich gegenseitig unterstützen. Dies gilt auch für die sehr gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Geschäftsleitung, Vorstand und Mitarbeitenden, solches ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit! Um dies zu erreichen, hat Matthias Bütikofer die nötigen Schritte mit Weitsicht, klaren Vorstellungen und Beharrlichkeit über Jahre in die Wege geleitet und an seinen Zielen festgehalten. Dass der SZBLIND heute über ein Leitbild, überarbeitete Statuten, aktuelle Prozesse, strategische Vorgaben, verbunden mit einer Ergebnis- und Wirkungsmessung, verfügt und nicht zuletzt das zwischen 1997-2002 entstandene strukturelle Defizit des SZBLIND korrigieren konnte, ist weitgehend das Verdienst von Matthias Bütikofer. Mit diesen Instrumenten übt der SZBLIND eine Vorbildfunktion über das Blinden- und Sehbehindertenwesen hinaus aus. Matthias Bütikofer forcierte zudem die Einrichtung einer Forschungsstelle, die ausgezeichnete Entscheidungsgrundlagen für das gesamte Blindenwesen hervorbringt und auch in dieser Hinsicht Wesentliches zur guten Reputation der Organisation beiträgt. Es ist spürbar: Im SZBLIND ziehen alle am gleichen Strang. „Fordern, aber auch fördern“, war und ist eine wichtige Führungsmaxime von Matthias Bütikofer.
Nebst einer Vielzahl von Leistungen und Innovationen, welche Matthias Bütikofer für den SZBLIND initiiert und mit hoher Fachlichkeit und Weitsicht umgesetzt hat, möchte ich seine menschlichen Züge nicht unerwähnt lassen: Neben allen Herausforderungen der letzten 23 Jahre, hat er eines nie vernachlässigt: Seine Affinität zu kulinarischen Höhenflügen und feinen Weinen. Kommt man mit ihm auf diese Themen zu sprechen, beginnen seine Augen zu leuchten. Auch die wichtigste Nebensache der Welt, der Fussball, besonders die Young Boys, erzeugen den gleichen Effekt und kann seine Emotionen sogar noch mehr schüren. Wer öfters mit Matthias Bütikofer zusammen ist, kennt seinen Wortwitz und seine bildhafte Sprache. Und wenn man Matthias Bütikofer noch etwas näherkommt, findet man einen sensiblen und feinfühligen Menschen.
Als Präsident des SZBLIND möchte ich Matthias Bütikofer im Namen des Vorstandes und aller Mitarbeitenden ganz herzlich dafür danken, dass er sich während 23 Jahren voll und ganz, kollegial und immer im Sinne des Ganzen denkend, für den SZBLIND eingesetzt hat. Wir wünschen Matthias Bütikofer für die Zukunft viel Erfolg, Genugtuung, Gesundheit, Glück und Freude.