Kathrin Schellenberg, Redaktion tactuel

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Frage, wie Kinder mit besonderem Bildungsbedarf – zum Beispiel mit Mehrfachbeeinträchtigung und Sehbeeinträchtigung – unterrichtet werden sollen, beschäftigt das Schweizer Bildungssystem seit Jahrzehnten. Während früher separative Lösungen in Sonderklassen und -schulen gängig war, setzte sich ab den 1990er Jahren zunehmend der Gedanke der Integration durch. Heute steht die zentrale Frage im Raum: Wie kann inklusive Bildung tatsächlich gelingen?

Zahlen des Bundesamts für Statistik zur Sonderpädagogik zeigen, dass immer mehr Kinder mit Unterstützungsbedarf in Regelschulen unterrichtet werden: Im Schuljahr 2018/19 besuchten 3.2 Prozent der rund 950‘000 Lernenden der obligatorischen Schule eine Sonderklasse oder Sonderschule und 4.8 Prozent beanspruchten eine verstärkte sonderpädagogische Massnahme. Davon wurde nahezu die Hälfte in Regelkassen unterrichtet.
Wir beleuchten das Thema genauer am Beispiel der Entwicklung des Kompetenzzentrums Sonnenberg. In 100 Jahren wurde es von einer klassischen Blindenschule zu einem Heilpädagogischen Schul- und Beratungszentrum, das auch Kinder mit Mehrfachbehinderungen fördert. Mit Thomas Dietziker, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums, haben wir uns über diesen Paradigmenwechsel ausgetauscht. Deutlich wird im Gespräch, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachkräften eine entscheidende Voraussetzung auf dem Weg zu inklusiver Bildung ist.
Auch bei der Diagnose neurovisueller Störungen zeigt sich die Bedeutung eines gut vernetzten Fachkräfte-Teams. Orthoptistin Iris Reckert wünscht sich eine intensivere Kooperation zwischen Disziplinen wie Orthoptik, Neurologie und Augenheilkunde, um die Diagnose und Therapie von Sehbeeinträchtigungen bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson zu verbessern. Mehr dazu erfahren Sie im Interview mit ihr.
Ein interdisziplinäres Team der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik und des Kompetenzzentrums Sonnenberg hat 3D-gedruckte Symbole entwickelt, die Kindern mit Seh- und Mehrfachbeeinträchtigungen dabei helfen, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dieser innovative Ansatz zeigt eindrucksvoll, wie technologische Lösungen in Kombination mit einem gezielten Fokus auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe Barrieren überwinden können.

Es freut mich, Ihnen meine erste Ausgabe von «tactuel» zu präsentieren. Seit zwei Jahren engagiere ich mich als Verantwortliche PR und Kommunikation beim SZBLIND dafür, die Öffentlichkeit über Seh- und Hörsehbehinderungen zu informieren. Nun bin ich gespannt darauf, im tactuel interessante Einblicke und Neuigkeiten mit Ihnen zu teilen.

Kathrin Schellenberg, Redaktion tactuel