Editorial 3/2021
Liebe Leserinnen und Leser,
In diesem bisher eher regnerischen Sommer habe ich schon so einige Male den Reissverschluss meiner Regenjacke geschlossen und 10 Minuten später bei Sonnenschein wieder geöffnet – ein Hin- und Her zwischen auf und zu. Was für mich als schneller Handgriff quasi nebenbei abläuft, ist für Menschen mit Blindheit eine von vielen mit mehr Aufwand verbundene alltägliche Tätigkeit. Ohne visuelle Kontrolle müssen für die Bewältigung vieler Dinge des Alltags, wie Kochen, Waschen, Bügeln, sich Anziehen etc. besondere Techniken erlernt werden. Diesem Erlernen der sogenannten Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) widmet sich diese Ausgabe:
- Barbara Fischer, Rehabilitationsfachfrau der Beratungsstelle Fokus Plus erklärt im Interview mit tactuel wie sich die Ausbildung von angehenden LPF Fachpersonen im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat.
- Pamela Cory und Conny Sill-Hansen, Reha-Fachpersonen aus Hamburg, geben uns Einblick in ihre Arbeit mit Kindern mit einer Sehbeeinträchtigung. Sie zeigen auf, wie spielerische Ansätze Kindern helfen, lebenspraktische Fähigkeiten zu erlernen.
- Im dritten Schwerpunktartikel stehen die bei der Ausübung lebenspraktischer Tätigkeiten verwendeten Applikationen auf Smartphones im Fokus.
Sportliche Sommerthemen haben wir für Sie in der Plattform zusammengestellt. Wie man mit einer Sehbehinderung Golf spielen kann, erklärt Karin Becker, Golfprofi aus Österreich. Sie gewann 2019 die Austrian Blind Open. Im Juli war sie zu Gast beim ersten Golf Charity Turnier des SZBLIND.
Sind Sie in diesem Sommer mit einem Boot auf dem See gewesen? Würden Sie sich zutrauen, blind zu navigieren? Was schier unmöglich scheint, wird dank einer neuen App Realität. Die Navigations-App SARA (Sail and Race Audioguide) ermöglicht es blinden und sehbehinderten Menschen selbständig zu navigieren. Wie das geht, erklären wir in der Plattform.
Den spannenden Schluss des Heftes bildet die Vorstellung des neuen Geschäftsleiters des SZBLIND. Pierre-Alain Uberti übernimmt auf Ende Jahr die Leitung des Dachvereins von Matthias Bütikofer. Wer er ist und auf welche Herausforderungen er sich freut, erfahren Sie im Interview auf Seite 32.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.