Editorial
Unsere Gesellschaft wird immer älter. Und so nimmt auch die Zahl sehbehinderter Menschen zu. Denn im Alter steigt das Risiko einer chronischen Augenkrankheit und damit einhergehenden schweren Sehbehinderung stark an. So sind 20,5 Prozent der sehbehinderten Menschen in der Schweiz 80 Jahre und älter. Ebenso ist jeder dritte Klient und jede dritte Klientin der Spitex-Pflege von einer Seh- und/oder Hörbeeinträchtigung betroffen.
Was bedeutet das für die Menschen, die mit dieser erst im Alter auftretenden Sehbehinderung leben müssen? Dieser Frage gehen wir in der vorliegenden Ausgabe von tactuel nach.
Im Schwerpunktartikel erzählen zwei Betroffene, wie sie die kurz vor der Pensionierung eintretende schleichende Verschlechterung der Sehkraft bewältigt haben und wie sie ihre Lebensqualität heute erhalten. Conny Spiess, Leiterin der Spitex Wehntal und Fatima Heussler, Leiterin des Kompetenzzentrums Sehbehinderung im Alter (KSiA) zeigen auf, wie die Pflege spezifisch auf die Bedürfnisse Sehbehinderter angepasst werden muss. Und Philippe Roten, Sozialarbeiter bei der Fondation Asile des Aveugles berichtet davon, wie er die Angehörigen in seine Arbeit mit den Sehbehinderten Klienten einbezieht.
Dieser Ausgabe von tactuel liegt zudem das Fachheft „Sehbehinderung im Alter – Qualität in der Beratung und Rehabilitation“ bei. Die darin zusammengefassten Ergebnisse der Studie COVIAGE (Coping with visual impairment in old age) der Universität Zürich zeigen auf, wie eine gerontologisch fundierte Rehabilitation den Betroffenen helfen kann, ihre Eigenständigkeit im Alltag aufrecht zu erhalten.
Nebst diesem Schwerpunkt berichten wir vom Potential, das die Digitalisierung der eigenen vier Wände (Stichwort: smart home) für sehbehinderte Menschen hat und erzählen die Geschichte von Sarita Lamichhane, einer blinden jungen Frau aus Nepal, die Selbstverteidigungskurse für sehbehinderte und blinde Frauen organisiert.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Nina Hug, Redaktorin