Editorial
Im Büro ist die Arbeit am PC ja nicht mehr wegzudenken. Meine blinden Kolleginnen und Kollegen haben ihre Arbeitsumgebung mit unterschiedlichen Werkzeugen ausgerüstet, um die ausgetauschten Inhalte zugänglich zu machen. Momentan ist Jaws der angesagte Favorit. Eine Kollegin schätzt ihre Braillezeile und kombiniert beide Instrumente: „So kann ich mir von der Sprachausgabe einen Text schnell vorlesen lassen und ihn ‚überfliegen‘ und mit der Braillezeile dank Cursorrouting Fehler schnell korrigieren.“ Ein anderer Kollege hat sein Jaws individuell angepasst und ihm eine „Real Speak Solida direct German“- Sprachversion verpasst. Auf den mobilen Geräten sind Voiceover und Bluetooth-Tastatur im Einsatz.
Doch es gibt natürlich mehr als nur Jaws. In dieser Ausgabe von tactuel gehen wir den digitalen Hilfsmitteln für blinde und sehbehinderte Menschen gründlich nach. Ein Beitrag von verschiedenen Autorinnen und Autoren der Stiftung „Zugang für alle“ stellt die gängigsten Werkzeuge vor und bespricht ihre Vor- und Nachteile. In der Rubrik „Plattform“ berichten wir über den 12. Internationalen Low Vision Kongress und stellen eine neue Initiative aus Deutschland vor: „discovering hands“ bildet blinde und hochgradig sehbehinderten Frauen zu medizinischen Tastuntersucherinnen aus. Sie werden im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt.
Mit diesem Editorial verabschiede ich mich, liebe Leserinnen und Leser, als Redaktorin von tactuel von Ihnen, da ich mich beruflich verändern werde. Vier Jahre lang durfte ich dieses Magazin aufbauen, gestalten, weiterentwickeln. Bei dieser Arbeit habe sehr viel über die Lebenswelt blinder und sehbehinderter Menschen gelernt und bin dankbar für die vielen Gespräche und Interviews. Meine Nachfolgerin wird sich in der nächsten Ausgabe vorstellen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Ann-Katrin Gässlein, Redaktorin