Editorial 2/2021
Liebe Leserinnen und Leser,
Homeoffice ist die neue Normalität – mindestens so lange, wie die vom Bund verordnete Homeoffice-Pflicht gilt. Und auch darüber hinaus werden Formen der digitalen Arbeit von zu Hause unsere Arbeit wesentlich beeinflussen. Vor einem Jahr, Mitten im ersten Corona-bedingten Lockdown, fragten wir uns in der Redaktion des tactuel: „Wollen wir im tactuel die Folgen von Corona für das Blinden und Sehbehindertenwesen oder für betroffene Menschen zum Thema machen?“. Damals kamen wir zu dem Schluss, abzuwarten was sich wie entwickeln würde. Heute finden wir, ist es Zeit für ein erstes Heft, in dessen Schwerpunkt wir uns mit der Corona-bedingten Beschleunigung der Umstellung auf eine digitale Arbeitswelt befassen.
Wie meisterten Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit die Umstellung von einem für Sie eingerichteten Arbeitsplatz im Betrieb auf das Homeoffice? Wie barrierefrei sind all die Video-Tools zu denen hin sich unsere Sitzungen, das Studium oder die Schule verschoben haben? Diese Fragen beantwortet uns in diesem Heft Petr Chudozilov, Leiter Fachbereich Unterstützung bei der Schweizerischen Fachstelle für Sehbehinderte im beruflichen Umfeld.
Vor einer riesigen Herausforderung stand auch der Fachbereich Bildung und Forschung des SZBLIND. Wie weiter mit den Aus- und Weiterbildungskursen, wenn kein Präsenzunterricht stattfinden kann? Viele der SZBLIND-Kurse sind sehr praxisnah ausgerichtet und beinhalten Simulationen und Gruppenarbeiten. Silvia Kern, Fachperson Bildung, und Andrea Eschbach, Verantwortliche Medien, zeigen auf, wie die Umstellung auf Online-Kurse funktionierte und was davon künftig erhalten bleibt.
Im dritten Schwerpunktartikel zeigt das Hôpital Ophtalmique Jules Gonin in Lausanne auf, wie es im ersten Lockdown plötzlich ohne Patienten in der Notfallsprechstunde dastand. Aus Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus blieben viele Menschen lieber zu Hause, als sich bei Augenproblemen in die Klinik zu begeben. Wie mit einer Telemedizinischen Sprechstunde dem Problem entgegen gewirkt wurde, lesen Sie auf Seite im Bericht von Dr. Thommen.
Nebst dem Arbeiten am Computer spielen viele Menschen gerne Video-Games am PC oder auf einer Konsole. Davon sind auch Menschen mit Sehbehinderung nicht ausgenommen, zeigt Daniele Corciulo, Accessibility Experte der Uni Zürich und leidenschaftlicher Gamer. Wie viele Games barrierefrei gestaltet werden könnten, zeigt er an einem Beispiel.
Weitere Themen im Heft sind Erkenntnisse zum Kontrastsehen bei der Population der Menschen mit Sehbehinderung in der Schweiz, eine neue Website für Menschen mit beginnender Hör- und Sehschwäche und die Aktion des SZBLIND zum Tag der Taubblindheit.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Nina Hug, Redakteurin tactuel