Editorial 2 – 2016
Auf den Kinderfotos ist es eindeutig nachweisbar: Im Alter von vier Jahren trug ich eine Brille. Damalige Diagnose: Leichtes Schielen. Im Alter von 17 Jahren, im Vorfeld der Führerscheinprüfung, erhielt ich die zweite Diagnose: Kurzsichtigkeit und leichte Hornhauverkrümmung. Dank einer guten Abklärung im Kleinkindalter und regelmässigen Untersuchungen beim Augenarzt kann ich heute zwischen Brille und Kontaktlinsen wechseln und dank dieser Korrekturen praktisch alles sehen.
Meine Mutter hatte nicht so viel Glück. Obwohl ihr selbst schon als Kind auffiel, dass sie fast nichts mehr sah, „wenn ich ein Auge zuhielt“, wie sie sagt, wurde die starke einseitige Hornhautverkrümmung, welche die Sehfähigkeit auf unter 3 % drückte, erst im Erwachsenenalter festgestellt. Da war es für eine Korrektur zu spät.
In dieser Ausgabe lesen Sie, wie sich das Sehvermögen in den ersten Lebensjahren entwickelt. Bettina Immler zeigt, wie wichtig Prävention ist und was zu tun ist, um eine anhaltenden Sehschwäche vorzubeugen. Arnd Graf informiert über die Kriterien für eine optimale, kindgerechte Brille. Und zwei Eltern kommen zu Wort: Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit einem Kind mit starker Seheinschränkung. Und hier zeigt sich, dass auch frühzeitiges Testen und optimale Brillen kein Wundermittel sind, um alle Sehprobleme bei Kindern aus der Welt zu schaffen – sondern dass der Medizin immer noch Grenzen gesetzt sind.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre
Ann-Katrin Gässlein, Redaktorin