Editorial 2 | 2015
Liebe Leserin, lieber Leser
Vielleicht waren Sie soeben etwas erstaunt, als Sie hier – im Editorial – ein neues Foto und einen neuen Namen erblickt haben. Ich vertrete Ann-Katrin Gässlein während ihres Mutterschaftsurlaubs und bin somit für diese und die nächste Ausgabe Ihr neues Redaktionsgesicht. Ich freue mich darauf!
CVI – als ich zum ersten Mal diese drei Buchstaben in Folge las, konnte ich mir nichts darunter vorstellen. Erst in der vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema und den Gesprächen mit den Autorinnen und Autoren für diese Ausgabe zeigte sich mir dann ein klares Bild dieser Beeinträchtigung. Bei einer zerebralen Sehstörung (Cerebral Visual Impairment – CVI) handelt es sich nicht um eine Schädigung der Augen oder der dahinter liegenden Sehnerven, sondern die Ursache liegt in der Veränderung der Weiterleitungs- und Verarbeitungsprozesse visueller Informationen im Gehirn. Obwohl das Auge intakt ist, kann es trotzdem sein, dass Betroffene nicht sehen, was es zu sehen gäbe. Manche Betroffene haben Mühe mit dem Erkennen von Gesichtern, andere wiederum sind von einer Vielfalt visueller Reize schnell überfordert und sehen die Details nicht mehr.
In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen das bisher wenig bekannte Phänomen CVI näher bringen. Unsere Autorinnen und Autoren berichten über Zahlen und Fakten, erläutern die Diagnosestellung und lassen uns auch einen Blick über ihre Schultern in die Praxis werfen. Insbesondere erfahren Sie, wie Kinder mit der Diagnose CVI in der Schule gefördert und begleitet werden können. Der Erfahrungsbericht von Lisa Haberkorn zeigt, wie es ist, mit CVI zu leben, welche Hürden zu meistern waren und noch immer sind und mit welchen Tricks sich der Alltag mittlerweile gut bewältigen lässt.
In der Rubrik Plattform widmen wir uns zwei sehr unterschiedlichen Themen: Auf der Suche nach Antworten, wie junge sehbehinderte Eltern in der Schweiz betreut werden, wurden wir über der Landesgrenze fündig (lesen Sie dazu den Beitrag von Carol Lagrange). Und Susanne Trefzer erläutert uns in ihrer Auslegeordnung, weshalb Schlagzeilen wie «Moderne Technik lässt Blinde wieder sehen» immer wieder für Gesprächsstoff sorgen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Barbara Altherr Bärlocher, Redaktorin