Editorial 01/22
Kommt ein Kind mit einer Sehbehinderung zur Welt oder erfährt im Vorschul- oder Schulalter einen Verlust seiner visuellen Wahrnehmung, stellt sich bald die Frage, welche Schule am geeignetsten den Bedürfnissen des Kindes entspricht und wie es am besten gefördert wird. Eine Sehbehinderung bedingt eine spezifische, fachgerechte Förderung basierend auf möglichst umfassenden Abklärungen des Sehvermögens.
Der SZBLIND und mehrere Mitgliedorganisationen haben sich dafür interessiert, ob Kinder mit Seh- und Hörsehbehinderung in der Schweiz sonderpädagogisch ausreichend gefördert werden und ob alle betroffenen Kinder diese Förderung erhalten. Das erste tactuel dieses Jahres widmet sich den gerade erschienenen Ergebnissen der Studie „REVISA – Erkennung und Anerkennung von Sehbeeinträchtigungen im (Vor-)Schulalter“. Stefan Spring und Martina Schweizer stellen die Ergebnisse der ersten von zwei Studien zum Thema vor. Die Präsidentin der Kommission Sonderpädagogik, Carmelina Castellino kommentiert die Ergebnisse der Studie und zieht das Fazit, dass die Kantone eine Verantwortung hätten für die Evaluation ihrer Fördermassnahmen. In einem dritten Schwerpunktartikel zeigen wir wie das Dreieck Schule, Sonderpädagogik und Eltern funktionieren kann, wenn ein sehbehindertes Kind die Regelschule besucht.
Die Hochschule für Heilpädagogik in Zürich bildet einen Teil des heilpädagogischen Fachpersonals der Schweiz mit dem Schwerpunkt „Sehen“ gezielt auf die Arbeit mit sehbehinderten Menschen vor. Seit einem Jahr ist Fabian Winter dort Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens. Tactuel hat mit ihm ein Gespräch über sein Arbeitsgebiet geführt. Ausserdem wird Fabian Winter ab der kommenden Ausgabe Mitglied der Redaktionsgruppe des tactuel. Er tritt dort in die Fussstapfen von Ursula Hofer. Wir heissen Fabian Winter herzlich willkommen und möchten Ursula Hofer für ihren wertvollen und langjährigen Einsatz in diesem Komitee danken.
Ausserdem berichten wir in der Plattform über Pretac, eine Organisation, welche blinde Frauen als Tasterinnen in der Brustkrebsfrüherkennung ausbildet. Pretac wurde inspiriert durch die deutsche Organisation discovering hands, über die im tactuel 2017 ein Bericht erschien.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Entdecken dieser Ausgabe.
Nina Hug, Redakteurin tactuel Deutschschweiz