Die Brille kam auf die Nase – und dort blieb sie
Unser Sohn Loris trägt schon lange eine Brille und lebt sehr gut damit. Er hat ein so genanntes Feuermal, eine Hautveränderung auf der linken Seite des Gesichts. Aus diesem Grund ist eine frühe und im weiteren Verlauf regelmässige Kontrolle der Augen unabdingbar. Wegen des Feuermals besteht die Möglichkeit, dass sich ein Glaukom entwickelt. Per Zufall wurde eine starke Weitsichtigkeit diagnostiziert.
Von Sarah Stierli / Protokoll: Ann-Katrin Gässlein
Die erste Kontrolle hatte er als Baby mit etwas über drei Monaten. Da wurde festgestellt, dass seine Sehleistung nicht dem Alter entspricht. Die Kontrollen geschahen immer engmaschiger, alle drei Monate. Der Augendruck war unauffällig, aber die Sehleistung verschlechterte sich. Nach fünf Monaten war klar, dass er eine Brille braucht. Wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Schliesslich hatte ich auch schon als Kind eine Brille getragen.
Interessant waren die Reaktionen aus dem Umfeld. Viele waren fasziniert und konnten kaum nachvollziehen, wie man eine Sehschwäche bei einem so kleinen Kind herausfindet. Wie man die Korrekturen ermittelt. Nun – bei Loris geschehen die Messungen des Augendrucks unter Narkose. Wegen des Feuermals hat er immer wieder Behandlungen, und dann werden die Augenuntersuchungen gleichzeitig gemacht.
Zunächst waren es 3 Dioptrien, dann 6, jetzt sind es über 8. Nach der ersten Messung sind wir mit dem Brillenrezept zum Optiker und haben uns über verschiedene Modelle informiert. Dann hat er die Brille auf die Nase bekommen, und dort ist sie geblieben. Tag für Tag, ohne im Weg zu sein, ohne zu stören. Nur zum Schlafen legt er sie ab.
Die Sehprobleme waren und sind für Loris schon spürbar. Er ist als Kleinkind häufig gestürzt, aber er steht immer auf und macht weiter. Je älter er wird, desto mehr kompensiert er kognitiv. Zum Beispiel überlegt er, wie er wieder herunterkommt – bevor er irgendwohin hochklettert. Jetzt ist er vier. Seine erste Handlung am Morgen ist das Anlegen der Brille. Zwischendurch müssen wir mit ihm kämpfen, dass wir sie putzen dürfen – denn in dieser kurzen Zeit sieht er natürlich nicht gut. Heute gibt es ja glücklicherweise schöne Brillen, die gut sitzen.
Kostspielig ist allerdings das Auswechseln der Gläser. Wegen des Feuermals ist Loris bei der IV angemeldet, aber die Sehschwäche gehört nicht dazu, d.h. die Kosten für die Gläser mussten wir lange selbst tragen, ausgenommen der Teil der Grundversicherung. Jetzt werden sie zum Glück zu einem grösseren Teil von der Krankenkasse übernommen. Und natürlich sind die häufigen Kontrollen auch eine Einschränkung unseres Familienlebens.
Unsere Wohnung haben wir auch auf die Sehprobleme von Loris hin angepasst. Ein Lichtberater kam und hat eine sehr gute Beleuchtung eingerichtet. Als einzige Familie im Quartier ist unsere Wohnung immer tageslichthell, das ist wunderbar.