Beleuchtung und Kontrast, Lesen und Schriften
Vielfältige Themen auf dem 12. Internationalen Low Vision Kongress
Vom 26. bis am 29. Juni fand im niederländischen Den Haag der 12. internationale Low Vision Kongress statt. Erfreulicherweise nahmen erstmals wieder deutlich über tausend Delegierte aus mehr als 60 Nationen teil! Hier ein kleiner Überblick über einige der interessantesten Themen des Kongresses. Die kleine Auswahl ist selbstverständlich subjektiv und alles andere als vollständig.
Von Arnd Graf-Beilfuss und Susanne Trefzer
Vision and the brain – Sehen und das Gehirn
Ein grosser Bereich des Gehirns wird dazu benötigt, die visuellen Eindrücke wahrzunehmen und einzuordnen. Cerebral Visual Impairment CVI, eine Sehbehinderung, die durch Probleme im Gehirn verursacht wird, wurde in vielen Vorträgen thematisiert. CVI ist ein wichtiges Thema bei der Diagnose von Sehbehinderung bei Kindern. Auf der anderen Seite können durch Hirnschläge bei älteren Menschen vielfältige Probleme entstehen. Die Vorträge behandelten den Einsatz von peripheren Prismen, die Möglichkeiten des Explorationstrainings sowie die Plastizität des Gehirns, die dazu führen kann, dass durch entsprechendes Training die bereits eingetretenen Gesichtsfeldausfälle verkleinert werden können.
Kontrastbedarf beim Treppensteigen
Bei vielen sehbehinderten Personen ist die Kontrastwahrnehmung mehr oder weniger stark eingeschränkt. Dies wird zum Problem, wenn man eine Treppe finden und benutzen will. Eine Studie hat nun nachgewiesen, dass der Kontrastbedarf beim Herabsteigen von Treppen um ein Fünffaches höher ist als lediglich für das Auffinden von Treppen notwendig ist. Treppensteigen gehört aber zu den wichtigsten Aktivitäten, wenn es um Orientierung und Mobilität geht. Umso wichtiger sind gute Treppen- und Stufenmarkierungen.
Thema Beleuchtung, Lesen und Schriften
Erstmals war eine Session ausschliesslich dem Thema Beleuchtung gewidmet. Die Referate zeigten deutlich, wie schwierig in vielen Ländern nach wie vor die angemessene lichttechnische Versorgung, aber auch die fachkundige Beratung sehbehinderter Menschen ist.
Ein interessanter Beitrag beschäftigte sich mit den Aspekten von horizontalem Lauftext. Diese Darstellungsform kommt im modernen Alltag bei Anzeigetafeln, auf Bahnanzeigern und für diverse andere Mitteilungen oft zur Anwendung. Prof. Robin Walker vom Department für Psychologie an der Universität von London unterstrich das Potenzial von Lauftext im Bereich Low Vision Bereich insbesondere für Personen mit einem Zentralskotom wie einer Makula-Degeneration. In Studien zeigte sich, dass bei einer Laufschrift eine exzentrische Blickposition besser beibehalten werden konnte als beim Lesen statischer Sätze. Teilnehmende mit einer realen AMD wiesen eine verbesserte Lesegenauigkeit und eine gute Lesegeschwindigkeit auf.
*Kästchen*
Das Ressort Low Vision des SZB in Den Haag
Veranstaltungen wie der Low Vision Kongress sind ohne Frage hervorragende Treffpunkte, um alte Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen. Gerade durch die erhöhte Präsenz von Delegierten aus den europäischen Ländern kamen viele neue und interessante Kontakte hinzu. Das Ressort Low Vision des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen SZB war mit zwei Personen anwesend und trug mit einem Poster und einem Referat zum grossen Wissensaustausch bei. Neue Produkte des SZB, wie die neue Lupenbrillenbeleuchtung und auch der Hubacher-Test, wurden mit grossem Interesse aufgenommen. Zuletzt entschied sich das Ressort Low Vision, angesichts des hohen Interessens an Beleuchtungsfragen, beim nächsten Low Vision-Kongress 2020 in Dublin eigene Beiträge zu diesem Thema zu liefern.