Barrierefreie Signaletik dank NaviLens
Der Schweizerische Zentralverband für das Blindenwesen (SZBLIND) hat an seinen Standorten St. Gallen, Lenzburg und Lausanne die Gebäude mit barrierefreier Signaletik via die NaviLens-App ausgerüstet. So erhalten blinde und sehbehinderte Besucher künftig Informationen zum Gebäude, z.B. wo sich der Lift oder das WC befinden.
von Nina Hug
NaviLens ist ein spezieller Code, den man mit der NaviLens App auf dem Smartphone scannen kann. Damit ermöglicht NaviLens eine neue digitale Beschilderung, die für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich ist. Im Vergleich zu einem QR Code hat der NaviLens Code den grossen Vorteil, dass Betroffene den Code nicht sehen müssen, um ihn mit dem Smartphone zu scannen. Der Code kann aus grosser Entfernung, bei allen Lichtverhältnissen und aus spitzem Winkel gelesen werden. Man muss nicht stillstehen, um den Code zu lesen, das heisst man kann während der Fortbewegung die Umgebung mit der NaviLens App scannen. Erfasst die Kamera einen Code, wird er innerhalb von 0.03 Sekunden erkannt und via Sprachausgabe Voice-Over werden die auf dem Code hinterlegten Informationen vorgelesen.
Der Code kann mit verschiedenen Informationen hinterlegt werden. Zum Beispiel, wo befinde ich mich gerade (Ortsbeschreibung, Beschreibung der nächstgelegenen Türen oder der wichtigsten Einrichtungen im Gebäude)? Oder welche Zutaten beinhaltet ein Produkt (Inhaltsangabe, Haltbarkeit etc.)? und vieles mehr. Die Informationen werden in der Sprache des Mobiltelefons des Benutzers angezeigt beziehungsweise vorgelesen.
Das Ziel von NaviLens ist die Befähigung von blinden und sehbehinderten Menschen, sich mit den im Code hinterlegten Informationen besser im Alltag zurecht zu finden. Der SZBLIND sieht in dieser Technologie einen grossen Mehrwert und ein einfach zu implementierendes Beschriftungs- und Orientierungssystem.
Via eine Plattform können die Codes generiert werden und mit Inhalt hinterlegt werden. Die Codes können dann ausgedruckt und im Gebäude verwendet werden. Auf diese einfache Art und Weise hat der SZBLIND vor der Implementierung das NaviLens System zunächst ausführlich getestet. Mit insgesamt 30 blinden oder sehbehinderten Personen wurde die Bedienbarlkeit von NaviLens erprobt und die Beschilderung der Gebäude optimiert.
Insbesondere wurde darauf geachtet, ob die Codes zuverlässig von den Kameras der Smartphone gescannt und erkannt wurden, ob die hinterlegten Informationen ausreichend beschrieben, wo man sich befand und ob der Umgang mit dem Smartphone als Begleiter für die Erschliessung der Codes praktikabel ist.
Nach der dreimonatigen Testphase konnte der SZBLIND ein positives Fazit ziehen. 90% der Testpersonen empfanden NaviLens als Bereicherung und als System, dass ihnen die Umgebung besser erschliesst. Einige Testpersonen haben via die NaviLens App herausgefunden, dass es im Gebäude einen Lift gibt. Diesen hatten sie zuvor nie benutzt und wusste nicht von dessen Existenz. «NaviLens hat mir das Gebäude vollkommen neu erschlossen», erklärt ein langjähriger SZBLIND-Klient in Lenzburg.
In Lenzburg gelang es sogar, die Stadt Lenzburg mit in das Projekt einzubeziehen. So navigiert ein erster NaviLens-Code vom Bahnhof Lenzburg her in Richtung des SZBLIND-Gebäudes. Der Code ist bei einem Wegweiser angebracht. Folgt man den Anweisungen, leitet NaviLens den Nutzer oder die Nutzerin ins Gebäude des SZBLIND. Nebst den zentralen Elementen im Gebäude (Eingang, Ausgang, Toilette, Desinfektionsmittel, Lift) ist in Lenzburg auch die Hilfsmittelausstellung mittels NaviLens Codes zugänglich. Scannt man den Code, erhalten Betroffene Informationen zu Produkten und gelangen mittels Link auf die jeweilige Seite im Online-Shop.
Ausserhalb der Schweiz kommt NaviLens bereits an verschiedenen Orten zum Einsatz. Beispielsweise im Öffentlichen Verkehr in Barcelona und New York, sowie in Museen. Der SZBLIND ist die erste Organisation, die in der Schweiz mit NaviLens eine Partnerschaft eingegangen ist. Ziel des SZBLIND ist es, interessierten Organisationen, Städten, Gemeinden oder Initiativen die Anwendung der Technologie in den Gebäuden des SZBLIND zeigen zu können und sie erlebbar zu machen.