Mit Organisationsreform zu Qualitätssicherung
Die Schule für Sehbehinderte (SfS) hat sich für die Zukunft neu aufgestellt
Während vieler Jahre wurde die Schule für Sehbehinderte in Co-Leitung geführt. Mit der Pensionierung von Susanne Dütsch nach 40 engagierten Jahren hat das Schulamt die Leitungsstruktur geprüft und eine neue Organisationsform mitgestaltet. Für Schulleiterin Barbara Roux besteht ein grosser Vorteil darin, dass einerseits die Co-Schulleitung mit einer Schulleitung und zwei Fachleitungen neu organisiert wurde und andererseits die «Kernangebote» Tagesschule und Integration näher zusammengebracht sind.
Von Ann-Katrin Gässlein
Die Schule für Sehbehinderte in Zürich(SfS) besteht seit 65 Jahren. Gegründet wurde sie auf Initiative von Elternseite als städtische Sonderschule – die kleinste in Zürich neben einer Schule für Körperbehinderte und der Heilpädagogischen Schule. 1982 erlebte die SfS eine grosse Änderung, als die ersten Anfragen eintrafen, sehbehinderte Kinder in der Regelschule zu unterrichten und sie durch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen der Schule für Sehbehinderte zu begleiten und zu unterstützen.
Heute ist die SfS eine Tagesschule für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung im Kanton Zürich und Umgebung und ein Kompetenzzentrum für die Integration von sehbehinderten und blinden Kindern und Jugendlichen in der Regelschule, führt aber kein Internat. Die Tagesschule besuchen ca. 30 Kinder und Jugendliche, ca.80 Schüler und Schülerinnen mit höchst unterschiedlichen Bedürfnissen werden integrativ geschult. «In manchen Fördersettings braucht es nur zweimal im Jahr eine Beratung, bei anderen besuchen die spezialisierten Heilpädagoginnen und Heilpädagogen die Kinder mehrmals pro Woche im Unterricht.“ Zur Beratung und Absprache mit den Lehrpersonen kommt die Unterstützung für die Unterrichtsvorbereitung. Barbara Roux berichtet: «Eine Herausforderung ist die elektronische Aufbereitung der Lehrmittel. Bücher oder Arbeitsblätter müssen von unseren Lehrpersonen eingescannt, überarbeitet und angepasst werden, und das oft innerhalb weniger Stunden.» Am schwierigsten ist die Situation an den Berufsschulen und Gymnasien, da hier die freie Lehrmittelwahl herrscht.
Spezifische Fächer in der Tagesschule
Die Tagesschule ist ein eher geschütztes System, in dem auf die Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Kinder und Jugendlicher gezielt eingegangen wird. Alle Fächer des Lehrplans sind wie in der Regelschule vertreten, hinzu kommen spezifische Fächer wie Punktschrift, Low Vision, ICT (Information and Communication Technology), O & M (Orientierung und Mobilität) oder LPF (Lebenspraktische Fertigkeiten), sowie ein individueller Stunden- und Förderplan. Eine Klasse der Tagesschule besteht aus sechs bis acht Kindern und wird von einer Lehrperson mit Unterstützung einer Praktikantin unterrichtet. Hinzu kommen Therapien wie Logopädie, Psychomotorik, Heilpädagogisches Musizieren und zweimal Turnen, einmal Schwimmen, Kochen usw. und freiwillige Angebote wie Aikido oder Torball.
In der Tagesschule ist die Zahl der Schüler relativ konstant. Einige von ihnen besuchen die SfS nur während einiger Jahre, um sich spezifische Techniken anzueignen, und kehren anschliessend in die Regelschule zurück. Andere bleiben für die ganze Schulzeit an der SfS. «Viele empfinden es als entlastend, einige Zeit bei uns in der Schule zu verbringen», berichtet Barbara Roux. Es gibt auch das Modell der Teil-Integration, bei dem Schülerinnen tageweise zwischen der Tagesschule und der Integration wechseln. Das Angebot ist flexibel – und anspruchsvoll.
Ausbau des Angebots
Um die Bereiche Integration und Tagesschule näher zusammenzuführen, wurde die fachliche Führung der Schule in die Ressorts «Unterricht und Betreuung» sowie «Pädagogik» geteilt. Der Bereich «Betreuung» umfasst die Angebote Mittagstisch und Tagesbetreuung bis 18 Uhr. Seit dem Sommer 2016 führt die SfS auch einen Kindergarten! Um diesen hat die Schulleitung lange gekämpft und freut sich nun, dass er Realität geworden ist. «Die Kindergartenkinder werden per Sammeltransport abgeholt; und an zwei Nachmittagen in der Woche bleiben sie auch in der Schule.»
Barbara Roux ist klar, dass immer wieder neue Aufgaben anstehen. Im Moment betreut die SfS beispielsweise drei Flüchtlingskinder, eines in der Integration, zwei in der Tagesschule. Zu einem geringen Sehrest kommt bei ihnen dazu, dass sie kaum Deutsch sprechen sowie die Unklarheit, wie lange sie bleiben können – zumindest während des Asylverfahrens. «Die Kompetenz ‚Deutsch als Fremdsprache‘ zu unterrichten wird auch für unsere Lehrpersonen immer wichtiger.»
Barbara Roux sieht die SfS für die Zukunft gut gerüstet: «So wie wir jetzt aufgestellt sind, können wir die Qualitätssicherung besser leisten, fachlich à jour bleiben, die von uns angestrebte Durchlässigkeit gewährleisten und schliesslich auch sicherstellen, dass das Fachwissen im Umgang mit blinden und sehbehinderten Kindern im Haus bleibt.»