Mit einer App das Lormen lernen und üben

Von Tina Aeschbach

Lormen ist ein Alphabet, das in die Hand geschrieben wird: Ist das Sehen und Hören so weit eingeschränkt, dass Worte weder akustisch noch über das Ablesen von den Lippen verstanden werden können, kann man dank Lormen trotzdem kommunizieren. Damit dieses taktile Alphabet gelernt und geübt werden kann, hat der SZBLIND eine App für Tablets entwickelt.

Ab dem 15. Dezember 2015 im Google Play Store und App Store: die Lorm-App des SZBLIND. Bild: sag’s

Das Seh- und Hörvermögen von Herrn Koller nimmt langsam aber stetig ab. Als es ihm nicht mehr möglich war, seine Begleitperson beim Baden im Thermalbad ohne Hör- und Sehhilfe zu verstehen, hat er das Lormen gelernt. Nun ist er froh darum: Überall dort, wo der Geräuschpegel hoch ist, wie auf dem Bahnhof oder an einer dicht befahrenen Strasse, ist er inzwischen auf das Lormen angewiesen. Herr Koller ist daher nur noch mit Begleitpersonen unterwegs, die lormen können.

Das Alphabet für taubblinde Menschen
Das Lormen ist ein System, bei dem Buchstaben mittels Strichen und Punkten in die Handfläche getippt, gestrichen und getrommelt werden. Auf diese Weise werden Buchstaben zu Worten aneinander gereiht und diese dann zu einem Satz geformt. Der Vorteil ist, dass man in seiner gewohnten Sprache kommunizieren kann. Man muss lediglich lernen, wo genau auf der Handfläche die einzelnen Buchstaben platziert sind. Dies zu lernen erfordert Konzentration und Übung.

Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZBLIND hat hörsehbehinderte und taubblinde Personen zu Lormlehrerinnen ausgebildet. Diese bieten im Rahmen des SZBLIND-Schulungsprogramms Lormkurse an. Sie stehen für alle offen und werden vor allem von den freiwilligen Mitarbeitenden rege besucht. Doch mit dem Lormen ist es wie mit vielen anderen Dingen auch: Was man nicht so oft braucht, verlernt man schnell wieder.

Lernen und nicht wieder verlernen
Herr Koller freut sich zwar, dass seine Begleitpersonen lormen können. Er bedauert es jedoch, dass seine Angehörigen und Bekannten kaum lormen können. Ausserdem würde er gerne seinen Kreis an Begleitpersonen erweitern. Schade, dass nur wenige Menschen das Lormen flüssig beherrschen. Hier setzt die neue Lorm App des SZBLIND an. Sie hat zwei Funktionen: Das Lormen lernen und das Lormen üben. Um das Handalphabet in kleinen Schritten zu lernen, wurde die App nach dem bewährten Prinzip der Buchstabengruppen aus den Lormkursen aufgebaut. Auf diese Weise wird der Unterricht optimal mit der App ergänzt.

Nicht selten erzählen die Kursbesucher, dass sie im Alltag nur wenige Möglichkeiten haben, das Lormen zu üben, das Wissen zu festigen und schneller im „Schreiben“ zu werden. Mit der neuen Lorm App ist dies nun möglich. Neben dem Schreiben von Wörtern und Sätzen kann man sich auch mit zwei Buchstabierspielen vergnügen. Schliesslich soll Lernen und Üben auch Spass machen.

Technisch tricky
Über ein Jahr dauerte die Entwicklung der Lorm App, die nun auf Deutsch und französisch zur Verfügung steht. Eine besondere Herausforderung bei der Programmierung war, einzelne Buchstaben korrekt auf der virtuellen Hand zu platzieren. Buchstaben-Zeichen wie K (ein Punkt mit vier Fingerspitzen auf dem Handteller) oder R (ein leichtes Trommeln der Finger auf dem Handteller) sowie der Leerschlag zwischen den Worten und der Punkt als Satzende sind sehr ähnlich. Die Unterschiede mussten entsprechend programmiert werden. Wir freuen uns, dass dies nun gelungen ist! Allen Freunden, Bekannten, Verwandten, Fachpersonen, Nachbarn und allen, die mit hörsehbehinderten oder taubblinden Menschen in Kontakt stehen, wünschen wir, dass sie die App benutzen und Kommunikation ermöglichen. Der Ausspruch„Lormen öffnet taubblinden Menschen verschlossene Türen zur Gesellschaft“ stammt aus der Erfahrungspraxis, von einer Lormlehrerin.

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Die App wurde für Android und Apple Tablets konzipiert und kann ab dem 15. Dezember 2015 im Google Play Store und App Store heruntergeladen werden: www.szblind.ch/lormapp