CVI-Beobachtungsbögen

CVI im Fokus: Ein Fragebogen als wichtiges Puzzleteil einer Diagnose

Der CVI-Beobachtungsbogen ist in der Institution SONNENBERG seit zirka zwei Jahren integraler Bestandteil einer allfälligen CVI-Diagnose. Für Reha-Fachfrau Antonia Heggli erfüllt der Bogen seinen Zweck, sie hat damit gute Erfahrungen gemacht.

«Hält das Kind seinen Kopf schräg, oder dreht es ihn zur Seite, um Gegenstände genauer zu betrachten »? «Hat das Kind Schwierigkeiten, Dinge zu sehen, die sich schnell bewegen?» oder «Läuft das Kind auffallend oft gegen Gegenstände oder Türrahmen?» – diese und weitere Fragen stehen auf dem CVI-Beobachtungsbogen. Antonia Heggli ist Reha-Fachfrau „Sehen“ und «Sehen Integration» in der Abteilung «Sehen» der Institution SONNENBERG in Baar im Zugerland. «Hegen Lehrkräfte, andere Fachpersonen oder Eltern den Verdacht, dass ein Kind im Kindergartenalter (auch) CVI (Cerebral Visual Impairment = Zerebrale Visuelle Verarbeitungsstörung) hat, zögern wir nicht lange und nehmen den CVI-Beobachtungsbogen zur Hilfe,» erklärt sie. Dieser vom schottischen Kinderophthalmologen und emeritierten Professor Gordon Dutton entwickelte und vom SZBLIND verbreitete Beobachtungsbogen ist zu einem wichtigen Instrument und integralen Bestandteil der CVI-Diagnose geworden. «Wir benutzen den Bogen seit zirka zwei Jahren und sind damit zufrieden», sagt die Fachfrau.
Für das Ausfüllen des Beobachtungsbogen sind keine besonderen Fachkenntnisse erforderlich. Antonia Heggli erklärt: «Der Bogen kann gut von Laien – zum Beispiel den Eltern – ausgefüllt werden, die Interpretation der Beobachtungen wird dann aber von Fachpersonen vorgenommen. Dazu muss man Erfahrung im Umgang mit CVI haben.» Zur Beantwortung der knapp 60 Fragen muss man das Kind in seinem Alltag, seinem visuellen Verhalten beobachten. Es gibt folgende Fragekategorien: «Medizinisch-therapeutischer Hintergrund» des Kindes, «Grundlegende Informationen zum visuellen Verhalten», «Sehen und Handeln», «Visuelles Erkennen» und «Visuell räumliches Wahrnehmen und visuelles Ausfiltern». Den CVI-Beobachtungsbogen für Kinder im Kindergartenalter gibt es derzeit auf Deutsch, Französisch und Englisch. «Das gewissenhafte Ausfüllen dauert ungefähr eine halbe Stunde und ergibt ein umfassendes Bild über das visuelle Verhalten des Kindes. Nur selten müssen wir bei Unklarheiten nachfragen», sagt Antonia Heggli und präzisiert: «Natürlich ist der Bogen nicht allein ausschlaggebend für eine Diagnose, aber er ist ein wichtiges Puzzleteil dafür.»

Interview von Michel Bossart mit Antonia Heggli