Editorial 2/2022
Wenn in einer Paarbeziehung der Partner oder die Partnerin eine Sehbehinderung erfährt, betrifft dieser Einschnitt im Leben immer beide Personen. Sicher ist die von der Sehbehinderung direkt betroffene Person unmittelbarer von den Auswirkungen der verminderten Sehkraft betroffen. Doch der Alltag Beider als Paar ist ebenfalls wesentlich verändert und das Paar sieht sich und seine Identität auf eine Probe gestellt.
Zu diesen Erkenntnissen kommt die Studie SELODY, Sensory Loss in Dyadic context, die der SZBLIND gemeinsam mit dem psychologischen Institut der Universität Zürich (Team von Prof. Dr. Guy Bodenmann) und der Haute Ecole de Travail Social et de la Santé in Lausanne (Team von Prof. Dr. Nicolas Kühne) realisiert hat. Welche Konsequenzen sich aus der gemeinsamen Betroffenheit für das Paar ergeben und wie Paare sich der Sehbehinderung stellen, das zeigt Stefan Spring, Leiter Forschung des SZBLIND, in seinem Beitrag zu dem Schwerpunkt Paarbeziehungen auf. Dem tactuel liegt zudem das Fachheft zur Studie für eine vertiefende Lektüre bei.
Robert Öllinger und seine Frau Alexandra haben als betroffenes Paar an der Selody-Studie teilgenommen. Im Interview mit tactuel berichten Sie von ihren Strategien und von den Hürden, mit denen sie gelernt haben, umzugehen.
Im dritten Schwerpunktartikel haben wir uns gefragt, wie Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit bei der Partnersuche vorgehen. Mehrere Betroffene berichten von ihren Strategien und Erlebnissen.
Wie die Schweiz die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) umsetzt, wurde im März von einem UNO-Ausschuss evaluiert. Die Organisationen des Schweizerischen Sehbehindertenwesens zeigen gemeinsam auf, wie Menschen mit Sehbehinderung von den aktuellen Hürden betroffen sind und welche Forderungen der UNO-Ausschuss an die Schweiz stellt.
Die Apotheke Zur Rose hat gemeinsam mit dem Schweizerischen Blinden und Sehbehindertenverband SBV eine zugängliche Medikamentenbox entwickelt. Diese stellen wir in dieser Ausgabe ebenfalls vor.
Wir wünschen eine anregende Lektüre.
Nina Hug, Redaktion tactuel Deutschschweiz