Liebe Leserin, lieber Leser

Haben Sie sich je gefragt, wie inklusiv die kulturellen Veranstaltungen sind, die Sie besuchen? Trotz der Bemühungen um Barrierefreiheit bleibt für Menschen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung oft vieles unerreichbar. In dieser Ausgabe werfen wir einen genauen Blick auf die Inklusion in Freizeitaktivitäten und sprechen mit Experten und Betroffenen.

Haben Sie kürzlich ein Festival besucht? Vielleicht ein Musical gesehen oder sich einen Film in einem Openair-Kino angeschaut? Und haben Sie sich dabei auch gefragt, ob die Veranstaltung inklusiv ist? Trotz meiner langjährigen Tätigkeit beim SZBLIND ertappe ich mich immer wieder, dass ich bei Freizeitaktivitäten kaum an die Inklusion von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen denke. Der Kulturgenuss steht im Vordergrund.

Höchste Zeit also, dieses Thema mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Für diese Ausgabe haben wir mit Janka Reimmann gesprochen. Sie ist Medienbotschafterin des Schweizerischen Blindenbundes und hat mit uns über ihre inklusiven und weniger inklusiven Freizeiterfahrungen gesprochen. Spoilerwarnung: Oft ist der Hund das Problem – und zwar für die anderen.

Wenn von kulturellen Freizeitaktivitäten die Rede ist, ist auch die Musik nicht weit weg. Doch wie lernen blinde und sehbeeinträchtige Menschen, ein Instrument zu spielen? Wie lesen sie Noten? Zu meinem grossen Erstaunen spielt dabei die Braille-Notenschrift eine marginale Rolle, wie das Porträt der Berner Musikerin und Komponistin Louisa Amrouche eindrücklich aufzeigt.

Ein weitere beliebte Freizeitaktivität ist der Museumsbesuch: Bildreliefs machen ihn auch für blinde und sehbeeinträchtige Personen attraktiv. Wie viel Arbeit hinter einem Relief steckt, hat uns Silvia Brüllhardt berichtet, die für das Paul Klee Zentrum in Bern vier Bildreliefs mitentwickelt hat.

Im Weiteren berichten wir die Zugänglichkeit und Barrierefreiheit von Apps und haben in drei verschiedenen Kliniken nachgefragt, wie gut das Krankenhauspersonal auf blinde und sehbeeinträchtigte Patienten und Patientinnen vorbereitet ist.

Diese wiederum sehr vielfältige Ausgabe des tactuel ist nach sieben Jahren Tätigkeit beim SZBLIND meine letzte. Ich habe mich entschieden, beruflich neue Herausforderungen zu suchen und gebe die Verantwortung für tactuel in neue Hände. Ab der Ausgabe 4/24 lesen Sie hier das Editorial von Kathrin Schellenberg. Sie ist Verantwortliche PR und Kommunikation beim SZBLIND. Ich wünsche ihr viel Erfolg bei Realisierung des tactuel. Ebenfalls begrüssen möchte ich ein neues Mitglied der Redaktionsgruppe: Lucien Panchaud, directeur pédagogique des CPHV ersetzt Jean Roche. Wir danken Jean Roche für seinen Einsatz in der Redaktionsgruppe und wünschen Lucien Panchaud viel Freude an seiner neuen Aufgabe. Als Redaktorin von 28 Ausgaben des tactuel durfte ich viele charakterstarke Menschen kennenlernen und spannenden Geschichten schreiben. Manche Lebensgeschichte hat mich tief beeindruckt – ich bedanke mich herzlich bei all jenen, die mir täglich Freude an der Arbeit geschenkt haben und bei Ihnen liebe Leserinnen und Leser für Ihre Treue. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Nina Hug, Redaktion tactuel